SONVICO                  -              ROMA                                              

                           ( 19.12.2003 +)  30.12.2003  bis  20.1.2004

 

19.12.2003              

SONVICO  -  PONTE-TRESA                                                                                 18km

0800 – 1140    Schön, kühl,

 

Zum einlaufen, heute habe ich gerade schön Zeit, begebe ich mich via Lugano nach Ponte-Tresa. Die Idee die dahinter steckt ist folgende: Einmal von zu Hause weg, möchte ich am ersten Tag meiner Pilgerschaft so weit von Sonvico weg sein, dass ich mich auch gedanklich  besser loslösen kann.   

Und  so erreiche ich kurz vor Mittag den Grenzübergang nach Italien. Ich nehme die Eisenbahn zurück nach Lugano, dann den Bus bis vor meine Haustür, in Gedanken parat für meine in kürze, so hoffe ich, stattfindende Pilgerschaft.                                        

 

30.12.2003

PONTE - TRESA      -     GAVIRATE                                                                            28 km

0830 – 1500             Regen ( Schnee ) den ganzen Tag, Nebel, 450m – 780m – 280m, SP –SS – Nebenstrassen ( NS )  hügelig, Pause 1 à 25`

 

Wegen starken Schneefalls in den letzten 4 Tagen musste ich meinen Abmarsch bis zum heutigen Tag verschieben.

Wie ich nun morgens um 0650 aus dem Hause gehe, regnet es. Erst in diesem Moment entscheide ich mich, einen kleinen Regenschirm mitzunehmen. Eine weise Entscheidung, wie sich nach 22 Marschtagen herausstellen wird.

Ich nehme den 0700 Uhr Bus nach Lugano. Dort zur Funivia, und hinauf zum Bahnhof, von wo mich der FLP- Zug nach Ponte–Tresa bringt.

200 m nach dem Bahnhof, um 0830, passiere ich die Grenze nach Italien.

Die Zöllner, Schweizer wie Italiener, schauen den komischen Kauz nur kurz an und nicken.

Bergauf geht’s nun auf der SS Ponte–Tresa  -  Varese nach Marchirolo. Es ist nass, es regnet, es schneit. Schnee auf beiden Fahrbahnseiten, so dass ich abwechslungsweise links, dann rechts, dann wieder links gehe, je nachdem wie es mir vom Verkehr her sicherer dünkt.

Schlechteres Wetter kann man nicht haben.

Zum Glück habe ich noch für den ganzen Tag 25000der Karten, so dass ich relativ einfach auch auf kleinen Nebenstrassen navigieren kann. Ueber Cunardo, Fessera, Cuveglio, Mittagsrast bei einer Tasse Tee für 2 E, weiter mit leichtem Anstieg nach Cuvio–Azzio  und hinunter nach Gemonio.

Wie ich Gemonio erreiche, lasse ich auch den Schnee hinter mir. Hoffentlich bis nach Rom!?

An der Wegkreuzung, bei einer schönen Romanischen Kirche, leider geschlossen, mache ich ein paar Minuten Pause.

Der SS Luino - Varese folgend gelange ich nach Gavirate, am Westufer des Lago di Varese gelegen. Für den heutigen Tag reicht es eindeutig. Ich hatte mir Gavirate schon mehr oder weniger als Tagesziel vorgemerkt. Und wirklich, wie ich hier nun ankomme, ist es auch so. Ich spüre eine leichte Müdigkeit, die Füsse gehorchen mir nicht mehr wie am Morgen, und auf den Oberschenkeln verspüre und sehe ich eine leichte Rötung, verursacht durch die Reibung, obwohl mit Vaselin eingerieben. Aber es  war den ganzen lieben langen Tag feucht und nass.

In Gavirate angekommen, begebe ich mich zuerst zur Kirche um unserem Herrn Dank zu sagen dass Er mich sicher hierher geführt hat.

Dann läute ich im Pfarrhaus. Don Mario, der hiesige Pfarrer ist gerade beschäftigt und bittet mich,  durch seine Haushälterin,  eine halbe Stunde zu warten. Ich nütze die Zeit, um mir die Kirche, San Giovanni Evang. geweiht, anzuschauen. Alsdann begrüsst mich Don Mario in seinem Büro. Nach dem woher und wohin bekomme ich meinen Pilgerstempel, d.h. den Stempel der Pfarrgemeinde. Mein heutiges Nachtlager kann man mir erst um 1900 Uhr zeigen, aber ich darf in der Zwischenzeit  in einem schönen Gästezimmer  die Dusche benutzen. Hier schreibe ich nun auch meinen ersten Tagsbericht.

Um 1800 Uhr ist Messe. Anschliessend insistieren zwei junge Damen, 15 – 16 Jahre alt , die bei Don Mario Bibelstunde hatten, mich mit dem Inhalt des Kühlschrankes des Pfarreisaales zu verköstigen. Bei soviel Herzlichkeit kann ich nicht widerstehen. Eine Lasagne wird im Microwellen-Ofen  aufgewährmt, etwas Salame und eine Frucht.

Zusammenfassung des ersten Pilgertages: Schweinewetter, Italiener fahren sehr rücksichtsvoll, Aufnahme in der Pfarrei bei Don Mario und seiner Haushälterin 5 Stern.

 

 

31.12.2003

GAVIRATE   -  MALPENSA                                                                             30km

0800  -  1445           Regen bis Mittag, dann trocken aber bedeckt. Eben    SS  NS

 

Es regnet leicht, wie ich Gavirate verlasse. Welch ein Segen dass ich den Schirm mit habe!

Ich laufe zu, bis ich gegen 1130  Vergiate erreiche. Eine Cola in einer Bar, dann auf der scheusslichen, vielbefahrenen Strasse nach Somma – Lombardo.

Eine kurze Mittagsrast mit Schokoriegel, dann weiter nach Malpensa.

 Der Mailänder Flughafen liegt nahe am Fluss Ticino, also genau auf meinem Weg, der hier auch mit dem E 1 übereinstimmt, dem Wanderweg  als Nr 1 bezeichnet auf allen  Europäischen Karten, der von Travemünde an der Nordsee nach Genua führt. 

Noch bin ich nicht entschlossen was ich genau machen will. Also begebe ich mich die 500 Meter zum riesigen Flughafengebäude, und erkundige mich nach der Busverbindung nach Lugano.

Nicht das ich meine Pilgerschaft hier aufgeben will, absolut nicht. Aber heute ist Jahresende, weiter wie bis in diese Gegend wollte ich eh nicht laufen. Und siehe da ; in 1 ¼ Stunden fährt der nächst Bus nach Lugano, morgen früh um 0630 der erste von Lugano hierher.

Also kurz zu Hause anrufen, nachfragen ob ich überhaupt willkommen bin. ( nicht das ich daran zweifle, aber man rechnet nicht mit mir, bin ja erst vor zwei Tagen losmarschiert ) 

Mit Freuden gibt mir meine liebe Frau das Silvestermenu bekannt.

So erreiche ich also nach einer Stunde Busfahrt, (nebenbei, für mich zwei Tagesmärsche weit)  Lugano. Helena holt mich am Bahnhof ab. Zuhause gleich unter die Dusche, während meine Wäsche gewaschen wird. Dann an den fürstlich gedeckten Tisch, und zusammen mit den Kindern und unserer Freundin und Nachbarin Gabriella verbringen wir einen einmalig schönen Silvesterabend.

 

1.1.2004

MALPENSA    -    MORIMONDO                                                                        36km

0800  -  1630                  sonnig bis 1400 Uhr  ,  dann Nebel, eben, NS, dann Kanaluferweg, leider grösstenteils geteert

 

Langsam komme ich in Schwung, aber wie es kommen muss, der Kilometer zuviel. Noch bin ich nicht eingelaufen, und 30 Kilometer würden absolut reichen .

Also der Reihe nach: Tagwache um 0540 Uhr, 0640 Uhr abfahrt zum Bahnhof. 0635 Uhr fährt der Bus pünktlich los. 0740 Uhr Ankunft im Flughafen von Milano–Malpensa, 0800 Uhr marschiere ich los.

Auf der Strasse dem Flughafenzaun entlang nach Tornavento. Kleine  Nebenstrasse bis nach Nosate, wo ich um 1000 Uhr kurz in der Kirche den ersten Teil der heiligen Messe mitverfolge. Die Wintertage sind sehr kurz, und ich befürchte dass die Predigt des hiesigen Priesters eher lang wird, so dass ich mich entschliesse das Gotteshaus vorzeitig zu verlassen.

Bei Turbigo komme ich zum Kanal " Naviglio Grande", dem ich nun die nächsten Stunden folgen werde. An einem riesigen Elektrizitätswerk vorbei geht’s durch grüne Landschaft und Wälder nach Bernate , Ponte Vecchio und Ponte Nuovo . Hier habe ich eigentlich genug, die Füsse tun mir weh,  aber,  es sind noch zu viele Kilometer vor mir um den heutigen Tag schon hier zu beschliessen.

So geht es nun in den aufkommenden Abendnebel hinein, typisches PoebeneWetter, und um 1630 Uhr , es ist am einnachten, komme ich in Abbiategrasso an. In der Kirche Santa Maria teilt man mir mit dass sie keine Schlafgelegenheit für mich haben, ich solte doch in der Kirche San Pietro nachfragen, die hätten auch Caritas Räume. Zum Abschluss der Vesper stehe ich in der Kirche. Der Pfarrer gibt mir aber einen Korb und meint ich sollte weiter bis zum Kloster von Morimondo, dort würde ich sicher aufgenommen.

Schön und gut , aber Morimondo ( Servi del Cuore Immacolata di Maria) ist 5 Kilometer weiter südlich von hier, ich bin ein Frack, es hat stockdicken Nebel und es ist dunkel. Viel zu gefährlich um zu Fuss dorthin zu gelangen.

Heute ist der 1. Januar, alle Bars, Restaurants und kleinen Hotels sind geschlossen. Nun organisiert mir der Pfarrer eine Fahrgelegenheit. Ganz klar nicht in meinem ( Pilger ) Sinn, aber ich gehorche der höheren Gewalt, sprich schmerzende Füsse, Kälte Nebel und Nacht.

Im Kloster Morimondo zeigt mir Pater Mauro meine Zelle. Nicht geheizt, aber Dusche und WC mit warmem Wasser. Das ist Luxus pur. Zum Essen kann ich mir Reste vom gestrigen Silvestermenu aus dem Kühlschrank nehmen. Was will man mehr?

So, jetzt bleibt mir nur noch die Abendliche Massage an Beinen und Füssen, und ab in die Haia.

 

2.1.2004

MORIMONDO      -      PAVIA                                                                                 29km

0800  -  1430                         Regen, eben,   NS

 

Ich durchquere das sehr saubere und einen schönen Eindruck machende Dorf. Bei meiner gestrigen Ankunft war wegen des dichten Nebels nichts vom Dorf zu sehen. Nach einer Stunde , im Ort Fallavecchia, hupt ein Kleinbus. Es ist Pater Mauro der mir zuwinkt.

Dann wird es sehr Einsam. Kein Haus , kein Dorf. Da es nass ist , ist es auch schwierig eine anständige Rast einzuschalten. So gelange ich dann nach Motta Visconti, ein schmuckes kleines Städtchen; Rast in der Kirche bei Brot und Wasser, dann weiter nach Bereguardo,  wo ich die Autobahn Milano -  Genua überquere.

Wie oft bin ich schon hier durchgefahren. Nicht im Traum hätte ich je gedacht einmal zu Fuss diese Autobahn zu überqueren.

Die nächsten 10km sind dann eher schwer, vor allem wegen der Füsse. Für Ungeübte, nicht Trainierte wie mich geht’s die ersten 20km ohne Probleme, dann fängts langsam an, und über 30km tun einem die Füsse dann sicher weh. Bitte nicht vergessen dass ich ca. 13kg  trage, sehr viel auf Asphalt gehe, und nicht trainiert bin. Mal schauen, reden wir in einer Woche wieder darüber.

Durch scheussliche Vorortsquartiere gelange ich ins Zentrum von Pavia.

Kurz vor dem Dom entdecke ich in einer Seitengasse eine Einganstüre zu einem Kloster. Da läute ich natürlich sofort. Ueber die Gegensprechanlage schickt man mich jedoch weiter.

Der Dom ist noch zugesperrt, und so gehe ich einen Tee trinken, denn es ist relativ kalt hier draussen. Im Dom weiss der Sakristan auch nichts mit mir anzufangen, aber wenigstens kann er mir den Weg weisen zu einer Adresse die ich bei mir trage.

Und so gelange ich zur Pfarrei ………………………………….., die sich im nördlichen Teil der Stadt befindet. Don Roberto empfängt mich nun wirklich als Pilger, und das lässt mich einen teil der heutigen Strapazen vergessen. Ich beziehe ein kleines Zimmer im nicht mehr benützten Seminar. Meine Nachbarn sind ein Student aus Afrika und ein Ehepaar aus Sardinien. Die Frau macht eine Chemio-Therapie hier in Pavia, ein Hotel können sie sich für diese Zeit nicht leisten, und so sind sie zu dieser Adresse gekommen. Hut ab Don Roberto! Duschen – massieren – 1730 heilige Messe, wo mich Don Roberto auch gleich seiner anwesenden Kirchgemeinde vorstellt. Komisches Gefühl; einerseits Stolz, andererseits versuche ich natürlich als Pilger in Gedanken wie im Handeln so einfach wie möglich zubleiben. Auf jeden fall bin ich zutiefst berührt.

 Nach dem Einkauf gleich in die Küche, Abendessen zubereiten. Heute ist Penne rigate an einer Büchsen Tomatensauce angesagt. Da die Augen grösser sind als der Magen muss ich fast die hälfte stehen lassen. Das tut mir nun wirklich weh, und ich werde mir in Zukunft dies eine Lektion sein lassen. Pilgern und wegwerfen verträgt sich nun einmal extrem schlecht.

 

3.1.2004

PAVIA   -    ORIO LITTA                                                                                   36km

0730  -  1630                                eben, SS , NS,  Val Padana , Maisfelder , trocken , schön

 

Ich durchquere Pavia und verlasse die Stadt auf der Hauptstrasse in Richtung Parma.

Ohne grosse Abwechslung erreiche ich nach 15km Belgioso. Dann Santa Cristina. Soll ich oder soll ich nicht(hier übernachten)? Es ist 1200 Uhr und ich geniesse meine Cola in der Dorfbar. Ein Ambiente wie es nur südlich der Alpenkette anzutreffen ist. Wie so oft schauen die anwesenden Männer leicht schräg den komischen Vogel an, resp. leicht komisch den schrägen Vogel an. Ich benütze den Halt , um nach Orio–Litta zu telefonieren. Ich will mich orientieren, ob ich den Po im Motorboot überqueren kann?  Aber; es ist Winter und es funktioniert nicht. GianPiero, er ist Lehrer in der Ortschaft, fragt mich gleich ob ich es heute noch schaffe bis nach Orio–Litta zu laufen. Ich bin mir dessen im Moment nicht ganz sicher, beantworte die Frage aber positiv. "Also werde ich gleich die Turnhalle heizen", meint er.

So weit wollte ich eigentlich heute nicht gehen; andererseits wusste ich mir auch keine Alternative. Was solls?

5km vor Orio–Litta kommt er mir mit dem Fahrrad entgegen. Er will mir erklären wie ich, einmal in der Ortschaft angekommen, die Palestra, dieTurnhalle, finde.

Nach etwas mehr als einer Stunde treffe ich ein, und GianPiero erwartet mich auch schon am Dorfeingang. Die auf dem Schulhausplatz spielenden Kinder nähern sich mir, nicht mit erstaunen, aber mit einem gewissen Respekt. Da sich GianPiero schon seit 4 – 5 Jahren um die hier vorbeiziehenden Pilger kümmert, wissen diese Kinder was ein Pilger ist.

Ich richte mein Schlaflager in der Umkleidekabine neben der Dusche ein, da dies der wärmste Raum ist. Aus der Turnhalle hole ich mir zwei Mattratzen, und schon ist meine Suite eingerichtet.

Um 1800 Uhr Messe, Kirche ist wie immer bis jetzt voll mit Gläubigen, und anschliessend treffe ich mich mit meinem neuen Freund in der Dorf Bar. Er lädt mich zum Abendessen ein. Natürlich protestiere ich, aber es nützt nichts.

Bei einer Pizza Diavolo und einem kühlen Bier erzählt mir GianPiero von seiner Freizeit-Tätigkeit und seinem Interesse für die Pilgerschaft auf der via Francigena. Ich wiederum erzähle ihm von meiner Motivation für die Pilgerschaft, meiner Pilgerschaft!

In "meiner" Turnhalle auf meiner Mattratze liegend schlafe ich auch innert weniger Sekunden ein.

 

4.1.2004

ORIO  -  LITTA     -     PONTENURE                                                                       33km

0740  -  1600     Schön aber sehr kalt, morgens auf dem nördlichen Po Damm, nachmittags SS 

 

Ueber Felder und gefrorene Wiesenwege verlasse ich den Ort in allgemeiner Richtung Süden. Corte Andrea, ehemals Dazio, Zoll, von der Provinz Mailand, für das verladen von Gütern über den Po, ist das nächste Dorf das ich erreiche. 14 Einwohner zählt es heute, plus ein paar Kühe und Haustiere. Von hier, da der Uebergang auf dem Po per Boot nicht möglich ist, folge ich den ganzen Morgen auf dem um einige Meter überhöhten Damm.

 Diesen Strecke , Piacenza entgegen, geniesse ich zu hundert Prozent. Es ist Sonntag, man hört die Kirchenglocken von den verschiedenen Ortschaften von weither läuten, ist wie Musik in meinen Ohren; es ist kalt, sicher einige Grade unter null. Die Sicht, da ich auf dem Damm um ein paar wenige Meter erhöht laufe, fast unbeschränkt.

Gegen Mittag erreiche ich bei San Rocco die Po Brücke auf der ich trockenen Fusses die Stadt Piacenza erreiche.

Das Lustige bei der Ueberquerung: Die Brücke ist sicher in etwa 1 ½ km lang. 200 Meter vor dem Ende stehen beiderseits der Strasse Verbotsschilder. Und zwar Fussgänger Verbotsschilder. Die nächsten Brücken über den riesigen Fluss stehen jeweils ca. 20km westlich, respektiv östlich von Piacenza. Italienische Logik, da Italiener bei Distanzen von mehr las 100 Metern sowieso das Auto benützen.

1230 Uhr wie ich den Dom Platz betrete. Keine Menschenseele, kein Verkehr. Zu meinem Glück ist aber unter den Arkaden eine Bar geöffnet. Der Dom ist um diese zeit schon geschlossen.

Nach dieser kurzen Erholungspause verlasse ich die Stadt auf der SS in Richtung Parma. Ich rechne mir aus, eventuell noch bis zur Ortschaft Pontenure zu gelangen.

Die SS 9 ist um diese Mittagszeit sehr wenig befahren. Wie schon erwähnt, es ist Sonntag, die Leute sitzen zu dieser Zeit beim Mittagstisch. Gut für mich. Erst gegen 1500 Uhr beginnt der Verkehr zuzunehmen. In den Autos sieht man eigentlich nur Familien sitzen.

Das Strassenbord  lässt mir beim Gehen genügend Freiheit, und die vorbeifahrenden Autos stören schon nicht mehr so stark wie noch vor 4 oder 5 Tagen.

Ein Problem aber taucht jetzt auf. In meiner Blödheit, anders kann man es nicht sagen, Trage ich heute ein paar neue Socken, die ich vorher noch nie angehabt habe. Jetzt scheuern sie mir auf den Knöcheln und die Haut ist rot und brennt.

Fluchen über die eigene Dummheit oder den Schmerz noch bis Pontenure ertragen? Am besten beides!

Im 5000 Seelendorf angekommen, 1615 Uhr, wird in der Pfarrkirche gerade eine Taufe zelebriert. Da warte ich gerne eine halbe Stunde, ist nicht die Taufe vielleicht unser schönstes Geschenk?

" Aber natürlich, wenn Sie mit dem zufrieden sind was ich ihnen anbieten kann", meint nach der Taufmesse der Pfarrer, Don GianPiero Cassinari. Ein Saal im Oratorio wird zwar im Moment, das heisst bis 1830 Uhr, noch für eine Kindergeburtstagfeier benützt. Anschliessend aber soll es mir heute als Nachtlager dienen. Die kleine Gasheizung ist eingeschaltet, also perfekt. Ich lege meine Mattrazze möglichst nahe an den Heizkörper, denn der Raum ist sehr gross, zu gross für die mini Gasheizung. Dusche hat es keine, aber das können wir ja ein anderes mal nachholen. Die Autos die den ganzen Tag an mir vorbeifahren riechen ja auch nicht gerade nach Lavendel.

Um 17oo Uhr Messe , die Kirche bis zur hintersten Bank gefüllt, 1900 Uhr in der Pizzeria vis a vis  einen Salat und ein Teller Spaghetti. Auch heute schlafe ich gut!

                                                     

5.1.2004

PONTENURE     -     BORGHETTO ( Costa Mezzana )                                              35km

0730  -  1645                                                                    schön, kalt,  SS Emiliana, NS

 

Es ist sehr kalt, und ich bin froh , Mütze und Handschuhe mitgenommen zu haben. Zuerst ist der Verkehr noch erträglich, nimmt dann aber ständig zu. Das Strassenbord ist meist genügend breit. Cadeo, Fiorenzuola, Alseno, Fidenza. Die letztgenannte Stadt erreiche ich um 1400Uhr. 28km habe ich hinter mich gebracht. Eigentlich nur, aber irgendwie reicht es mir für heute. Falls nötig würde ich mir sogar ein Hotel leisten. Trotzdem schaue ich noch kurz bei Don Camillo, dem Pfarrer von St Pietro, vorbei. In einem Pilgerberichthabe ich gelesen dass er Pilger aufnimmt. Eine junge Frau öffnet mir die Tür, Rumänin. Don Camillo beherbergt Papierlose, meistens auf dem Trottoir arbeitende und aus Drittweltländern stammende Frauen.

Don Camillo selbst macht gerade eine Siesta, und ich werde gebeten im Vorraum zu warten.

Wie wir dann etwas später in seinem Bureau zusammensitzen, meint er, ich solle noch bis Borghetto weiter gehen. " Dort gibt es jemanden der Pilger beherbergt. Nur 7 km , in einer Stunde sind Sie dort."

 Obwohl er einer von den wenigen ist, die die via Francigena ein wenig kennen, scheint er jedoch nur ein Theorie – Pilger zu sein. In 1 ½ stunden ist es spätestens dunkel, einige Kilometer habe ich schon hinter mir.

Was solls? Ich mache mich schnellst möglich auf die Socken. Ein wenig ausgeruht habe ich mich ja. Ich verlasse Fidenza um 1530 Uhr, um 1645 Uhr erreiche ich Borghetto , genau beim einnachten.

Wie es halt sein soll, das Agriturismo von dem Don Camillo gesprochen hat , befindet sich noch im Rohbau. Der Besitzer, ein Parmakäse Produzent, wir befinden uns ja nur wenige Kilometer von Parma entfernt, meint, ich sollte doch noch 3 Kilometer weiter gehen, bis nach Costa Mezzana.

Wie ich ihm mein heutiges Tagespensum erkläre, offeriert er sich sofort , mich dorthin zu fahren. Morgen muss ich ja eh die 3 Kilometer zurückgehen, und so stehle ich nichts von meiner Strecke.

Im Gemeindehaus dieses kleinen Dorfes gibt es ein paar Gästezimmer.

Nach den letzten Tagen würde ich es mit einem 5 Stern Hotel vergleichen. Frisch renoviert, saubere Bettwäsche, ein sehr sauberes WC, eine Warmwasserdusche.

Die einzige Trattoria im Dorf ist geschlossen, und so kaufe ich mir im Laden mein Abendbrot. Eine Büchse Simmenthal, 100 gr Parmaschinken, 2 Tomaten, eine Schachtel Biscotti und eine Flasche Aranciata.

Bein und vor allem Fusspflege, denn heute haben sie Höchstarbeit geleistet und gelitten. Wäsche waschen, Tagebuch schreiben, Strecke für morgen studieren.

Meine Lehre für heute: Höre nicht auf andere, höre nur in dich hinein, basta.

 

6.1.2004

COSTA   -   MEZZANA           -              FORNOVO                                        20km

0800   -   1200                                                                    NS, HS,   schön, kalt, eben

 

 

 

Diesmal habe ich es mir vorgenommen, und es wird dabei bleiben. 20 km und keinen cm mehr. Stockdicker Nebel wie ich um 0600 Uhr das erste mal aus dem Fenster schaue. Also hat es keinen Sinn allzu früh weg zu gehen. Denn bei Nebel und Dunkelheit zu Marschieren birgt zu viele Gefahren, wie verlaufen oder der Verkehr. Also schlafe ich noch bis 0715 Uhr, 0800 Uhr verlasse ich mein warmes Zimmer.

Schon nach einigen hundert Metern kommt von hinten ein deutscher Schäferhund mit fletschenden Zähnen auf mich zu gehetzt. Der Schreck fährt mir durch den ganzen Körper. Ohne zu denken, nur rein reaktionsmässig, drehe ich mich in seine Richtung, meinen langen Pilgerstock gegen ihn richtend, und mache einige dezisive Schritte in seine Richtung, laut schreiend. Jetzt weiss ich nicht mehr, wer mehr Angst hat, er oder ich. Jedenfalls gibt mir mein schwerer Pilgerstock die nötige Ruhe zurück, und der depperte Hund bleibt wie angenagelt stehen. Wie ich dann im Nebel verschwinde bellt er noch ein zwei mal, und das wars denn auch schon.

Nach zwei Stunden lichtet sich der Nebel, und ich gelange auf die Hauptstrasse.

In Medesimo gibt’s eine Pause. Ich gehe in eine Bar um eine  Cola zu trinken. Die Wirtin fragt, ob sie mir als Pilger das Getränk offerieren darf? Das darf sie natürlich, und ich nehme auch für diese gütige Frau ein Gebet mit nach Rom. 

Es läuten die Mittagsglocken wie ich auf einer langen Brücke den Taro überquere. Ich begebe mich gleich zur Kirche, respektiv zum Pfarrer, um mich nach einer Schlafgelegenheit zu erkundigen. Eher unfreundlich verneint er meine Anfrage und schliesst auch gleich seine Türe zu. Schade!

Auf dem Kirchen Vorplatz ist eine  Gruppe Leute dabei, einen Stall mit Krippe aufzustellen. Wie es sich später herausstellt sind sie dabei, das heute Abend stattfindende lebende Krippenspiel vorzubereiten. Ich benütze die Gelegenheit und stelle meine Frage an sie. Sogleich nimmt einer von Ihnen das Handy aus der Hosentasche und beginnt zu telefonieren. 10 Minuten später steht auch schon der Verantwortliche des Ostello, Roberto, bei uns. Mit seinem Auto fährt er mich die 500 Meter zum von der Gemeinde geführten Ostello. Im Parterre befindet sich ein grosser Saal, der gerade für das festliche Abendessen einer Taufe hergerrichtet wird. Im ersten Stock zwei Zimmer mit je 6 Betten und dazugehörenden Duschen und WC. Für 14 Euro steht mir eines dieser Zimmer zur Verfügung. Ich lege mich gleich für ein kleines Nickerchen hin, denn heute ist Sonntag und wie vorher schon erwähnt lasse ich es mir heute bei nur 20 Kilometern gut gehen.

Um 1630 Uhr begebe ich mich ins Stätdchen, um um 1700 Uhr der heiligen Messe beizuwohnen. Wie ich das Kircheninnere betrete findet immer noch der Tauf-Gottesdienst statt. Die zweite Taufe auf meiner Pilgerschaft. Nach der Messe findet dann das Krippenspiel statt. Sehr schön, ich geniesse es, dieses Ereignis mit der hiesigen Bevölkerung miterleben zu dürfen. Dann stempelt mir der Fremdenverkehrs Chef meinen Pilgerpass, gleich zweimal, und er erzählt mir während einer halben Stunde das wichtigste über den hiesigen Teil der Via Francigena. Auch einen sehr schönen Anhänger aus Terracotta schenkt er mir. Dieser ziert jetzt meine Rom Urkunde die bei mir im Eingang hängt.

Dann ist es Zeit in mein Ostello zurück zu kehren. Der heutige Tag geht aber wider meinen Willen nicht hier zu Ende.

Die Taufgesellschaft ist gerade am Essen, und wie sie mich sehen, kommt der Grossvater des getauften Kindes gleich zu mir und bittet mich, mich am Buffet zu bedienen. Ein wenig Parma Schinken, Parma Käse, Salame und verschiedene Brote.

Wie ich meinen Teller mit den lokalen Köstlichkeiten fertig gegessen habe, will ich mich hinauf auf das Zimmer, bzw. den kleinen Schlafsaal begeben. Da treffen meine Bekannten von heute Mittag ein, die, die mir sofort auf meiner Zimmersuche geholfen haben. Ebenso waren sie diejenigen  die das Krippenspiel aufgeführt haben. Sofort nehmen sie mich in Beschlag und bringen mir von all den Köstlichkeiten mehr die da  am Buffet bereitstehen. Natürlich muss ich auch von den verschiedenen Weinen probieren; weiss, rot, Spumante, Limoncino.

Angeregte Gespräche über die Via Francigena, ein paar Fotos, und viel Aufmerksamkeit für einen Einsamen Pilger.

Danke schön meine lieben Freunde aus Fornovo

Es ist nach 2200 Uhr wie ich ins Bett komme. Zum Glück schlafe ich alleine, denn nach diesem Abend gabs sicher ein Schnarchkonzert das sich sehen lassen kann.

 

 

7.1.2004

FORNOVO    -    BERCETO                                                                                   30km

0730  -   1500               Nebel, schön, leicht windig, sehr Anstrengend

                  ( nach dem gestrigen Abend ?)150m – 1000m         800m – 1000m )

                                                              

Es ist noch dunkel, weil stark bewölkt.

Durchs Städtchen geht’s allgemeine Richtung Süd. Bei der ersten grossen Strassenkreuzung steht, Berceto 25km. Bei der nächsten Strassenverzweigung nach ca. 3 km steht, 26 km. Jetzt geht es während über 3 Stunden bergauf. Das Wetter, die Aussicht und die Fernsicht werden von km zu km besser. Ich verspüre die Bergluft die mich stärkt. Nach dem gestrigen Abend ?!

Wunderschön die Gegend; Felsen kommen über mir zum vorschein, Pinienwälder, ich bin allein. Welch eine Erleichterung in meinem Herzen. Der gestrige Tag könnte sich nicht besser entwickelt haben. Ich habe diese Stunden in einer so herzlichen Gesellschaft nicht missen mögen. Aber jetzt ist wieder Zeit mich auf mich selbst, mein Gebet und meine Meditation , auf das Jetzt zu konzentrieren.

Es ist Mittag wie ich das kleine Dorf Cassio erreiche. Ein bisschen spät fürs Frühstück, trotzdem bestelle ich mir eine heisse Schokolade. Wie ein italienischer Esspresso kommt sie daher, meine heisse Schokolade. Ich glaube, ich könnte sie mit dem Messer zerschneiden. Auf meine Bitte hin verdünnt sie dann der Wirt.

11 km fehlen mir noch bis Berceto, aber nach 5 Kilometern tun mir die Füsse extrem weh.

Ich muss eindeutig mehr Pausen einlegen. Einerseits ist dies ganz klar ein Zeichen und eine Erfahrung vom alleine gehen, anderseits muss ich darauf aufmerksam machen dass noch überall Schnee liegt, oder es noch so nass ist, so dass ich fast gezwungen bin auf Asphalt zu gehen.

Um 1430 sehe ich dann das Städtchen Berceto unter mir. Noch eine Pause von 10 Minuten, um meine Füsse zu pflegen, und um 1500 Uhr läute ich die Glocke bei Don Bertozzi. Sofort begleitet er mich ins Oratorio, das sich 2-300 Meter vom Dom befindet. Dom , das heisst das Berceto im Mittelalter eine wichtige Position innegahabt haben muss.

Don  Bertozzi bittet den Hauswart, der sich gerade in "meinem Zimmer" befindet und einen Bilderrahmen für sich zusammensetzt, mir beim zusammensetzen eines Notbettes behilflich zu sein. Es besteht aus einem zusammensetzbarem Metallrahmen, ein starkes Tuch wird mit Haken darübergespannt, und dann kommt noch eine Mattrazze darauf. Das ganze ist zwar recht stabil, trotzdem liegt man darin wie in einer Badewanne. Pilger sein ist nicht immer einfach. Auch ist der Raum entweder zu gross , oder die Heizung zu klein. Auf jeden fall ist es eiskalt. Aber einen Grund hat es ja dass ich einen Schlafsack von 1.5 kg mit mir trage und nicht den Ultraleichten von 600 Gramm.

Mit Biscotti, Tonno, Pompelmo und Mineral beschliesse ich meinen heutigen anstrengenden Pilgertag. Und Tagebuchschreiben natürlich.

 

 

 

8.1.2004

BERCETO    -    VILLAFRANCA  (PONTREMOLI )                               42km

0715  - 1600                                                                  Nebel, bedeckt, regen, Passo della Cisa

 

Es ist noch dunkel. Langsam steigt die Strasse bergan. Der Nebel wird immer dichter, Schnee liegt noch beidseits der Strasse. Ab und zu das Gebell eines Hundes, ich weiss nicht ist es wegen mir, oder wegen irgendwelchen Rehen oder Wildschweinen die um diese frühe zeit noch umhersuchen. Nach den gestrigen Aussagen meiner Freunde soll es hier sehr viel Wild haben.

Es ist sehr einsam, aber sehr schön; sei es der Wald , die Ruhe die der Nebel überträgt, oder einfach die frühe Morgenstunde, wer weiss?

Die Steigung ist zum Glück nicht allzu stark, so dass ich nicht ins schwitzen komme.

Nach 1 ¾ Stunden ist der Pass erreicht. Kein trockenes Plätzchen zum ausruhen.

In diesem Moment öffnet sich die Rolllade einer Bar. Welch ein Glück. Ich bekomme meinen Tee und kann mich am Ofen etwas aufwärmen.

18 km nun geht’s bergab, Uuahhuu. Ich schneide alle Kurven, kein Auto weit und breit, und das bei meinem Tempo.

10 Minuten vor 12 zeigt meine Armbanduhr, wie ich unten im Tal, mir zu Füssen, das Städtchen Pontremoli sehe. Voller Stolz lasse ich meinen Empfindungen freien Lauf und lasse einen Schrei der Freude von mir.

Irgendwo, irgendwie ist eins der Ettappenziele erreicht. Ich habe den Appenin überquert, befinde mich nun südlich dieser langen Bergkette. Jetzt lasse ich den mittleren Teil Europas devinitif hinter mir und befinde mich zu 100%  im Süden. Nach 10 Tagen des Unterwegs  seins fühle ich mich in diesem Moment in Hochform.

Noch eine Stunde trennen mich vom Ort Pontremoli. Dort angekommen fängt es auch schon an zu regnen.

Die den Ort durchquerende antike Strasse, eigentlich mehr Gasse, erinnert mich stark an die in Spanien auf dem Jakobsweg anzutreffenden Strassen, Calle (Real – Frances ?) genannt.

Beim Franziskaner- Kloster läute ich kurz die Glocke. Ich will mich erkundigen ob ich eventuell heute Abend ein Nachtlager bekommen könnte. Die positive Antwort gibt mir neue Kraft, und ich entschliesse mich, noch weiter zu gehen, und, falls ich meines weiteren Weges kein Lager finde, mit der Eisenbahn hierher zurück zu fahren.

Im Ristorante degli Svizzeri, mitten in der Ortschaft genehmige ich mir meine Ration Cola.

Dann verlasse ich Pontremoli dem    …………..Tal Richtung Süden folgend. Nach ca. 5 Kilometern erlebe ich einen Autounfall der mich hätte treffen können. Mein einziges Glück war, dass ich in diesem Moment auf dem rechten Gehsteig laufe.                                        

Aus einer Nebenstrasse kommt ein Kleinlaster. Er ist voll, ja sogar meiner Meinung nach um einiges überladen. Er fährt eigentlich nicht einmal zu schnell, ist aber wie gesagt überladen mit hochgestapelten Gerüststangen und anderem Baumaterial, so dass er sich beim rechts abbiegen um seine Achse dreht und dabei auf die Seite kippt. Und das genau mir gegenüber. Der Gedanke, dass ich ja ebenso gut auf dem linken Gehsteig hätte sein können, lässt meinen Puls gleich ein wenig ansteigen. Des Pilgers Schutzengel scheint immer präsent zu sein; ich danke ihm!

Nach diesem Zwischenfall, übrigens der junge Fahrer stieg mit ein paar Kratzern aus dem Fenster, marschiere ich bei leichtem Regen weiter bis nach Villafranca. Dort haben meine Füsse dann wirklich genug.

Das Wetter war diesen Nachmittag grau in grau, immer wieder leichter Regen, das Tal macht nicht gerade einen schönen Eindruck auf mich. Und so werde ich auch im Pfarrhaus empfangen; eher grau in grau. Der Pfarrer zeigt mir ein kleines unaufgeräumtes und nicht geheiztes Zimmer. Nicht sehr aufmunternd um den heutigen Tag abzuschliessen.

Ich entscheide mich nun für die am Mittag  vorsorglich organisierte Alternative. Der Bahnhof befindet sich 50 Meter neben der Kirche, der nächste Zug fährt in 1 ½  Stunden. So kaufe ich kurz einen Apfel, meine Büchse Simmenthal und ein Stück Schafskäse für mein Abendessen. Im muntzig kleinen Bahnhofsrestaurant genehmige ich mir ein Bier um meine Moral von diesem grauen, aber doch erfolgreichen Tag noch ein bisschen zu heben.

Zurück in Pontremoli gehe ich gleich zum Kapuzziner – Kloster, das sich nur ein paar hundert Meter vom Bahnhof befindet.

Freundlich wird mir ein Zimmer , sprich Zelle, zugewiesen. Welch ein Luxus. Es ist sehr sauber und die Heizung lässt langsam die tiefe Wintertemperatur  auf ein erträgliches Niveau ansteigen. Auch die Toilletten und Duschen sind sehr sauber und vor allem warm.

Ich werde gebeten um 1900 Uhr im Esszimmer zu sein. Minestrina, Spaghetti, Mortadella, Früchte und zum krönenden Abschluss wird mir ein Peccorino Käse gereicht, der , in Scheiben geschnitten mit köstlichem Honig bestrichen wird. Ich werde von den 3 Anwesenden Kapuzinern mit einer solchen Aufmerksamkeit bedient, die ich mir als Pilger nie verdient habe. Auch die verschiedenen Weine schmecken besonders gut und lassen unser Gespräch in einer lockeren und sehr sympatischen Atmosphäre verlaufen.

Herzlichen Dank Padre Luciano und Padre Franco für diesen schönen " Pilgerabend ",

Buona Notte.

 

 

9.1.2004

VILLAFRANCA      -         MARINA DI CARRARA                                          37km

0650  -  1700      sehr grau am Morgen, etwas Sonne am Nachmittag, sehr gefährliche SS, dann NS              

                                                                                  

Um 0520 Uhr läutet der Wecker meiner Armbanduhr, um 0600 Uhr verlasse ich das Kloster, 5 Minuten später bin ich am Bahnhof. Wegen anscheinend defekten Weichen hat der Zug, geplante Abfahrt 0623, unbestimmte Verspätung. 10 Minuten später aber trifft ein anderer Zug ein , der auch in Villafranca hält, sagt mir der Bahnhofsvorstand. Welch eine Konfusion bei den Passagieren, denn niemand weiss ob der Zug nun nach Firenze oder nach LaSpezia fährt. Keine Lautsprecherdurchsagen, nichts an den Wagons angeschrieben. Dasselbe Theater dann noch einmal in Villafranca. Na ja.

Um keine Zeit zu verlieren, ich ahne schon dass es heute wahrscheinlich einen langen Tag geben könnte, bekleide ich mich der Dunkelheit entsprechend. 2 Leuchtgamaschen an den Beinen, ein reflektierendes Band am Regenschirm, es regnet leicht, die Taschenlampe am Stock befestigt. Auch der Rucksacküberzug ist von oranger Farbe und leicht reflektierend.

An dieser Strasse gibt es absolut kein Strassenbord, es ist dunkel und das Wetter eindeutig gegen mich. Die Autos halten zwar fast mehr Abstand von mir als bei Tageslicht, wenn sich aber gleichzeitig zwei Lastwagen kreuzen müssen, und es hat einen relativ starken Schwerverkehr hier, wird es kritisch. Dumm, dümmer, am d.  Aber zurück kann ich nun auch nicht mehr.

Nach 2 Stunden komme ich in Aulla an. Eine graue ungepflegte kleine Stadt, dazu noch dieses Wetter. 5 Minuten Erholungspause in einer Kirche, und dann schnell weiter, dem Meer entgegen.

Dieser Ort hat aber trotz seiner Grauheit anscheinend liebe Einwohner .Wie ich an einer Bäckerei vorbeigehe kann ich dem Duft des frischen Brotes nicht widerstehen. Aber nicht nur ein Brot will mir die Bäckerin mitgeben, eine Pizza auch gleich noch. Da ich um diese frühe Uhrzeit noch nichts essen mag,  ausser einem frischen Brötchen natürlich, muss ich dankend ablehnen.

1100 Uhr wie ich in Stefano di Magra eintreffe. Jetzt fängt der Tag langsam an sich zum positiven zu wenden, Die Ortschaft ist sehr sympathisch und sauber, ein paar Wolkenlöcher lassen den blauen Himmel erscheinen, es gibt Gehsteige, und ich glaube schon ein wenig "mediteranes" Meer zu riechen, wenigstens in meiner Einbildung.

In Sarzana , es ist inzwischen 1300 Uhr, setze ich mich in einem Park auf eine Bank, lasse meine armen Gehinstrumente an der frischen Luft sich etwas erholen und  esse meine Reste von Gestern auf, da ich ja bei den Kapuzinern gut verköstigt wurde. Es ist immer noch kalt , und so begebe ich mich in die Stadt um mich in einer Bar etwas  aufzuwärmen.

Das ist halt mein Problem auf dieser Wanderschaft um diese Jahreszeit: es ist sehr oft nass, bis jetzt fast immer kalt, und so bin ich gezwungen mich in Gaststätten aufzuwärmen, was halt immer etwas kostet, da ich ja etwas konsumieren muss. Meistens eh nur eine Cola, aber auch die kostet 1 – 2 Euro.

Die nächsten 11 bis 12 Kilometer laufen nun schnurgerade aufs Meer zu.

Punkt 1600 Uhr sitze ich auf einem grossen Stein am Strand kurz vor Marina di Carrara.

Welch ein Genuss, diese Meeresluft in mich aufzunehmen. Gestern war der Höhepunkt, die Ueberquerung des Apenin hinter mich gebracht zu haben, heute erreiche ich das Meer!

Und das zu Fuss! Irgendwie kommt in mir der Gedanke auf, dass ich leicht verrückt sein muss.

 Ans Meer geht man mit dem Auto oder Flugzeug oder mit der Eisenbahn. Aber, trotz dieser mittelschweren Verrücktheit fühle ich mich ausgezeichnet und sehr glücklich.

Bei der ersten Kirche ist der Pfarrer momentan nicht anwesend und die sich auf dem Kirchenareal befindenden Mütter mit ihren Kindern schicken mich zur nächsten Pfarrei, die sich 2 Kilometer weiter befindet.

Wie ich in die Kirche eintrete, sehe ich auch gleich den Priester. Er bittet mich gleich in sein Büro. Ich bekomme meinen Pilgerstempel und ein paar Euros. Der gute Mann will mich nach Massa schicken, dort könnte ich eventuell in der Caritas unterkommen.

Massa ist zwar nicht weit weg, aber ich bin sehr müde, und direkt an meinem beabsichtigten Weg liegt es nun auch nicht gerade. Ein paar wenige Kilometer mit dem Bus mag nicht als viel erscheinen, für einen Fusspilger kann es aber an einem Tagesende eine Unendlichkeit sein.

2 oder 300 Meter vorher habe ich ein kleines 2 Stern Hotel gesehen. Marina di Carrara ist vor allem ein Sommer Badeort, und so sind die meisten Hotels und Pensionen über den Winter natürlich geschlossen.

Im Hotel Ana nehme ich ein Zimmer. Der Patron, er hat vor Jahren in Engelberg in der Hotellerie gearbeitet, überlässt mir ein Zimmer für 30 Euro anstelle von 35. Es ist heute mein 11 Tag, und so macht das aufgeteilt keine 3 Euro im Schnitt.

Etwas zum essen einkaufen, lange duschen und einfach hinlegen und ausruhen.

 

10.1.2004

MARINA DI CARRARA       -      CAMAIORE                                                33km

0715    -    1500                      dem Meer entlang

 

Ein grosses und ein paar kleinere Frachtschiffe liegen  im Hafen und warten darauf, mit dem wunderschönen Marmor beladen zu werden. Auch dutzende von Camions mit grossen Marmor Quadern stehen für die Wegfahrt bereit. Eindrücklich!

Nun geht es etwas mehr als 20 Kilometer dem Meer entlang. Kilometer um Kilometer Strandhäuschen, Restaurants, öffentliche Strände, also ganz auf den Sommertourismus eingerichtete Ferienstruktur.

Es ist Samstag, der Morgen ist wunderschön, kein Verkehr, keine Leute. Frische Meeresluft in der Nase und das Rauschen der Brandung in den Ohren; was für ein Morgen! Es geht sich wie auf Schienen.

Ab 9 Uhr kommen langsam die Radfahrer in sicht. An den Wochenenden werden Italiens Strassen vor allem von den Radfahrern in Beschlag genommen. Die machen wenigstens keinen lärm und stinken nicht.

Marina di Massa – Forte dei Marmi – Pietra Santa – Lido di Camaiore.

Es ist Mittag, und hier muss ich nun das Meer verlassen. Zuerst noch aber lege ich mich auf eine Bank und schlafe eine halbe Stunde. Sonne, Meer, kleines Nickerchen, es geht mir gut, und so gestärkt geht’s nun ins Landesinnere.

Unter der Autobahn durch, über die Eisenbahn, geht es nun in das vor mir liegende Tal nach Camaiore.

Das mittelalterliche Städtchen ist typisch für die Region was die Architektur ausmacht, die Lage, die Anordnung der Strassen etc.. Ich kann es nicht in Worten ausdrücken, aber ich fühle mich vom ersten Moment an sehr wohl hier.

Der Pfarrer, ein wirklicher Monsignore, hat leider keine Quartiermöglichkeit für mich, verweist mich aber ins kleine Hotel " delle Monache". Da das Hotel aber eher teuer ist, wie er meint, drückt er mir auch gleich einen Geldschein in die Hand, der für die Uebernachtungs- kosten reichen sollte.

Ein grosses Doppelzimmer mit Blick auf die Piazza, wirklich sehr elegant.

Um 1730 Uhr geht’s in die Messe die vom Monsignore zelebriert wird. Welch ein charismatisch und spiritueller Priester. Natürlich ist die sehr schöne Kirche auch hier bis auf den letzten Platz besetzt.

Auf dem nachhause Weg ein gutes richtiges italienisches Eiscreme. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein, man würde nicht denken das wir uns in den ersten Januartagen befinden.

Mit diesem Wochenendambiente um mich herum erlaube ich mir im Restaurante zu Abend zu essen.

 

11.1.2004

CAMAIORE    -    PORCARI                                                                           35km

0700  -  1600            schön, NS , SS, NS kleiner An und Abstieg, dann flach

 

Um 0700Uhr bin ich aus dem Haus und durquere Die Ortschaft durch die via Roma ( Calle Real). Wie es tag wird geht es bergauf nach Montelungo, mit einer fantastischen Sicht zurück über das ganze Tal und Camaiore. Dann hinunter nach Valproso, dann nochmals ein kurzer steiler Anstieg und durch schöne Wälder auf einer einsamen Landstrasse langsam in Richtung Lucca.

Ein paar Kilometer vor Lucca muss ich dann auf der Hauptstrasse, die von Viareggio herkommt, gehen. Diese führt auf einer schnurgeraden Linie die letzten 4 oder 5 Kilometer zur Porta Ana, dem Westeingang der Stadt Lucca, die von einer grossen Befestigungsmauer umgeben ist. Es ist 1200 Uhr Mittag wie ich die Kathedrale betrete. Gerade richtig für die Messe.

Durch die Porta Elisa verlasse ich Lucca und gehe in östlicher Richtung bis nach Porcari.

Ein kleines Kaff mit einer von aussen sehr schönen Kirche. Von innen bekomme ich sie leider nicht zu sehen, zugesperrt.

Don Augustino, eher skeptisch, zeigt mir dann im Parterre des Pfarrhauses ein Zimmer. Es sind 2 oder 3 Schulzimmer die als Oratorio für die Jugendlichen gebraucht werden. Es ist sehr kalt, eiskalt. Der kleine Heizkörper hat mühe die Temperatur  auf ein wohnliches mass aufzuheizen. Ich stelle zwei Tische zusammen, direkt neben die Pseudoheizung. Isomatte drauf und mein zum Glück für tiefe Temperaturen konzipierten Schlafsack, und fertig ist mein Nachtlager.

Um 2000 Uhr holt mich Don Agostino zum Abendessen. Seine noch sehr rüstige 85 jährige Mutter hat mir einen Teller Pasta gekocht. Dazu noch Salat, Salami und Schinken.

Nachdem nun  Don Agostino von meiner Motivation und dem  woher und wohin erfahren hat, öffnet sich die Atmosphäre und wir verbringen die Zeit des Abendessens mit einem sehr angenehmen Gespräch.

Mit einem hausgemachten Bisquit und einem Beerengrappa beschliessen wir den netten Abend. Grazie Don Agostino und cara Signora Mama!

 

 

12.1.2004

PORCARI     -     SAN MINIATO BASSO                                                                 28km

0710     -1345                                          leicht, zeitweise Regen, SS

 

Es hat sich recht gut geschlafen auf den Tischen. Auch hat Don Agostino den Heizungsthermostat noch ein wenig heraufgeschraubt, so dass eine fast angenehme Temperatur herrschte.

Leider regnet es heute früh ein wenig, aber mein Rucksack und ich sind einigermassen wasserdicht .

Es herrscht starker Montagmorgen-Verkehr, aber die ersten 10 Kilometer der Strasse sind breit genug für beide, die Lastwagen und mich.

Anschliessend, bis Altopascio,  wird die Strasse etwas enger. Da halte ich meinen Stock manchmal demonstrativ etwas zur Strasse heraus, aber im allgemeinen muss ich sagen das sich die Auto und Lastwagenfahrer sehr rücksichtsvoll verhalten.

Man sagt, dass die Küche in Altopascio eine der besten sei. Ein Sprichwort besagt in etwa:      " Nur ein Dummer stirbt in Altopascio vor Hunger."

Die nächst grössere Ortschaft ist Fucecchio, dann sieht man schon von weitem SanMiniato Alto.

Am Stadteingang von SanMiniato Basso steht denn auch eine Tafel, auf der die Pilger willkommengeheissen werden. Stammt sicher noch aus dem heiligen Jahr 2000. Auf jeden fall merke ich mir die Adresse.

Kurz nach dem Zentrum treffe ich dann auf das Gebäude der " Fraternita di Misericordia ". Bei uns wäre das  die Croce Verde, bzw. Ambulanz.

Ein neues modernes Gebäude, in dem die Ambulanz untergebracht ist, sowie auch ein Ambulatorium. Heute würde ich eigentlich gerne hier bleiben, denn so ergäbe sich für morgen eine schöne 30 + Kilometer Etappe. Ich erkundige mich also beim Piket  Dienst nach einer Schlafgelegenheit.

Ich werde mit einer solchen Zuvorkommenheit und Freundlichkeit begrüsst, dass ich wirklich zutiefst gerührt bin. Es wird mir ein einfaches aber schönes Zimmer zugewiesen..

Ich ruhe mich etwas aus, dann setze ich mich in den Aufenthaltsraum um an meinem Tagebuch zu schreiben. Gleich werde ich von den Anwesenden in Beschlag genommen und ich muss mein von wo und wohin und warum erläutern.

Anschliessend gehe ich etwas  zum Essen einkaufen.

Zuerst besorge ich mir eine Büchse Thon, ein Salametti und 2 Tomaten . In der Bäckerei dann etwas Brot. Da sehe ich einen wunderschönen Strudel, Tipo Apfelstrudel. Ich erkundige mich bei der Verkäuferin nach dem Preis und frage auch gleich ob ich eventuell auch nur die hälfte nehmen könnte? Wie sie mir dann den Preis nennt, ich weiss jetzt nicht mehr so genau wie viel es war, aber auf jeden fall nicht allzu teuer, entscheide ich mich den ganzen Strudel zu kaufen. Ich will ihn dem Personal des Ambulanzdienstes, bzw. der Fraternità schenken. Erstens als Dankeschön für meine Aufnahme, aber auch als Dankeschön für den Dienst den sie am  und für den Mitmenschen leisten. So kommen wir ins Gespräch und auch sie erkundigt sich nach dem woher und wohin.

Wie es dann ans bezahlen geht, berechnet mir diese liebe Dame nur das kleine Brot. Wie ich etwas entgegnen will meint sie nur, ich möchte doch auch für sie am Grab Petri beten. Von Herzen habe ich dass dann auch getan.

 

 

13.1.2004

SAN MINIATO        -       SAN GIMIGNIANO                                                   37km

0700    -    1615                  SS mit viel Verkehr, dann NS, letzter Teil ansteigend  

 

Ich verlasse San Miniato nach Ponte Elsa. Ein paar Kilometer laufe ich noch auf der SS, aber der Verkehr wird nun zu stark und zu gefährlich. Leitplanken auf beiden Strassenseiten, direkt am Strassenrand. Schwerverkehr in beiden Richtungen.

Ich versuche es ein paar hundert Meter auf einem Feldweg parallel zur Strasse. Aber wie ich es mir gedacht habe, es ist zu nass und dadurch fast unbegehbar. Die Feldwege sind nicht wie bei uns etwas hartgetreten , und so ist ein weitergehen nicht möglich. Bei erster Gelegenheit weiche ich auf die rechte Talseite aus und gehe nun auf einer wunderbar ruhigen Nebenstrasse. Nach diesem "Schreck " auf der Hauptsrasse geniesse ich hier die Einsamkeit wieder und kann mich ganz meiner Meditation hingeben. Am frühen  Nachmittag treffe ich dann in Certaldo ein. Ich begebe mich nicht in die Stadt, sondern folge der Strasse rechts weg, hinauf nach San Gimigniano.

Die nächsten 10-12 Kilometer sind stetig ansteigend, so dass ich die letzten 3-4 Kilometer doch 2 kleinere Pausen einlegen muss. Dies typische Toscana  Landschaft ist nun wirklich sehr schön und wirkt sehr lieblich.

Von weitem schon erkennt man auf der Anhöhe die spektakuläre Skyline von diesem imposanten Ort. Ohne zu übertreiben glaube ich dass es einer der schönsten Orte wenn nicht der schönste der Toscana ist.

Auf jeden fall gibt  mir die letzte Steigung hinauf  zum Stadttor den Rest , und ich muss wirklich noch 500 Meter vor dem Ziel eine erneute Pause einlegen.

Gleich nach dem Nördlichen Stadttor finde ich auf der linken Seite das Augustinerkloster. In der Sakristei treffe ich auf  Padre Bryan ( aus Philadelfia,USA).

Er zeigt mir mein heutiges  Zuhause. Wie in allen Klöstern muss ich genau  aufpassen  wie die Gänge verlaufen, wo sich das Revektorium befindet , etc. .

Das geheizte Badezimmer verfügt nicht nur über eine Dusche, nein , auch eine Badewanne ist vorhanden. Da brauche ich nicht zweimal zu überlegen, und schon geniesse ich ein Bad wie man es eben nur nach harter Arbeit oder eben einem langen Pilgertag geniessen kann.

Um 1700 in die heilige Messe, dann einmal die Hauptgasse hinauf und hinunter, ein schönes kühles Bier in einer Bar, und ab nach " Hause ".

Um 1930 Uhr finde ich zum Glück das Revektorium.

4 Padres sind anwesend, plus ein Koch. Da ich anscheinend als hungrig eingestuft werde, gibt es nur für mich eine Portion köstlicher Spaghetti. Dann Minestrina, Parma Schinken mit Melone, Käse, Kuchen und Früchte. Dazu wird zuerst ein Weisswein, Vernachia , dann ein Rotwein kredenzt. Ich befinde mich nun ja seit cirka 10 Kilometern im Chianti Gebiet.

Draussen bläst nun ein kräftiger Wind, und trotz geschlossenen Fenstern höre ich sein pfeifen um die Meterdicken Gemäuer dieser alten Abtei.  Ich aber habe nach diesem anstrengenden Tag, dem guten Essen und dem excellenten Wein meine Bettmüdigkeit erreicht und schlafe sofort ein.

 

14.1.2004

SAN GIMIGNIANO    -     SIENA                                                                        38km

0700  -  1500                                                                       NS, schön, hügelig

 

Stockdunkle Nacht wie ich  San Gimigniano durch das Süd Tor verlasse. 5 Kilometer geht es nun bergab, dann 3 Kilometer bergauf. Dann weiter nach Colle Val d` Elsa. Welch ein schönes Stadtchen auch hier. Dazu muss ich sagen dass die meisten Italienischen Stätdchen sehr viel Charme haben.

Ein kurzer Anstieg und dann Kilometer gerade aus. Vor mir der Ort Monteriggioni, leicht erhöht. Da ich schon etwas müde bin , umgehe ich diesen medievalen Ort. Ich Blödmann. Im nachhinein weiss ich auch nicht mehr was ich mir dabei gedacht habe. Ich glaub ich war einfach zu müde und zu stark mit meinen Schmerzenden Füssen beschäftigt, und in den letzten 24 Stunden habe ich 2 solcher wunderschönen Orte schon durchquert, also eine gewisse Sättigung vielleicht?

Bis kurz vor Siena steigt die Strasse weiter leicht an. Eine knappe Stunde durch die Vororte, und dann stehe ich auf dem Siener Hauptplatz, " il Campo " genannt.

Nach dieser Anstrengung erlaube ich mir eine Cola für 3 Euro50. Ich geniesse so noch gerade die letzten Sonnenstrahlen auf diesem speziellen Platz.

Dann geht’s auf Zimmersuche. Ohne Erfolg versuche ich es bei 2 oder 3 2Stern Hotels. Dann läute ich bei den Dominikanern. Die wiederum verweisen mich an die St.Caterinerinnen, und diese betreiben ein Hotel. So komme ich zu einem Zimmer das mich sage und schreibe 50 Euro kostet.  Ich bin müde, mag nicht mehr, meine Füsse sind zum wegschmeissen, und so genehmige ich mir halt eine 50 Euro Dusche.

Mit einem BigMac Menu beschliesse ich den heutigen Tag.

 

15.1.2004

SIENA           -          SAN QUIRICO                                                     44km

0640   -    1600                schön , zeitweise starker Wind, SS ohne Verkehr

 

Relativ gut geschlafen; aber um 4 Uhr weckt mich ein kräftiges Gewitter. Ich bete es möge weg sein bis ich mich auf die Socken mache.

Wie ich dann um 6 Uhr aufstehe, klarer Himmel über der Stadt und ein hell leuchtender Halbmond über der mir gegenüberliegenden Kathedrale.

Wie fast immer beim verlassen einer Stadt in der Früh, bin ich einer der wenigen auf der Strasse.

Auf der S2 geht’s nach Monteroni. Bis 9 Uhr cirka bewegt sich eine stetige Blechlawine auf Siena zu. Dann hört der Verkehr schlagartig auf und ich gelange ruhig und frohen Mutes nach Buonconvento.

Hier, es ist Mittag, werde ich endlich meine Ansichtskarten los, und auch die gebrauchten Strassenkarten und das bis jetzt geführte Tagebuch verschwinden in einem grossen Briefumschlag Richtung Heimat. Immerhin ein paar Gramm weniger.

Nach einer Rast von 15 Minuten laufe ich weiter nach Torrenieri. Hier entscheide ich mich noch weiter, dass heisst 7 Kilometer, bis nach San Quirico zu gehen. Somit meine bis jetzt längste Etappe. Aber das Wetter ist prächtig, die Sonne scheint, ein leichter Rückenwind hilft mir beim gehen, und ich bin frohen Mutes!

Rechts, das heisst westlich von mir, erkenne ich auf einem Hügel den für seinen Wein bekannten Ort  Montalcino.

1550 Uhr bin ich San Qurico d`Orca. Um 16 Uhr beginnt die Messe. Pünktlicher geht’s nicht.

Trotz der relativ langen Etappe geht es mir recht gut. Auf jeden fall ein sehr positver Tag.

Nach der Messe zeigt mir Frau Maramai mein heutiges Nachtlager. Ein 10 Bettzimmer, natürlich für mich ganz alleine, im Pfarrhaus, bzw .ein dem Pfarrhaus angebauten Gebäude.

Jetzt muss es nur noch genügend heizen, und ich bin glücklich.

 Fast ganz glücklich, meine Familie fehlt mir!

 

16.1.2004

SAN QUIRICO    -    AQUAPENDENTE                                                       50 km

0700  -  1630                         Eine kleine Anhöhe zu überwinden, dann flach,    schön, optimal

 

Auf der S2 verlasse ich das Städtchen, immer in süd-südöstlicher Richtung, auf Gallena zu.

Es windet leicht. Es ist sehr kalt. Das Gebiet ist leicht wellenartig. Das bedeutet beim berg ab gehend vertrage ich den Pullover, Mütze und Handschuhe. Beim bergaufgehen aber muss ich mich des Pullovers entledigen um nicht zu schwitzen. Ein Prozedere das mich ein wenig nervt, aber was solls.

In Gallena verweile ich eine kurze Zeit im an der Hauptstrasse liegenden Bar-Restaurante um mich bei einer heissen Schokolade aufzuwärmen. Wie ein Ausserirdischer werde ich von der Wirtefamilie und dem anwesenden Gast bestaunt und befragt.

Weiter geht’s auf  der neu zur Schnellstrasse ausgebauten S2 . Langgestreckt zieht sich die Strasse, immer leicht ansteigend, in einem wunderschönen grünen Tal bergauf. Ueberhaupt kein Verkehr, wunderschönes Winterwetter mit einer klaren Luft und unbeschränkter Sicht. Ich geniesse es in vollen Zügen; Freiheit pur!

Auf der Mini Passhöhe angekommen mache ich vom Angebot des vor mir liegenden Strassentunnels gebrauch.

Ich verrechne mich, glaube schon bis auf einen Kilometer angekommen zu sein. Die Strasse macht alle 1 ½ - 2 Kilometer eine leichte links Kurve. Hinter jeder erwarte ich die ersten Häuser von Ponte del Rigo zu erspähen. Zum glück ist mir das Wetter so gnädig.

Anstatt 1200 Uhr , ist es 1400 Uhr wie ich dort ankomme.

Der für das Rifugio Zuständige ist im Moment nicht da, und so warte ich über eine Stunde auf ihn. Gut, die Pause habe ich mir ja verdient. Ein Sandwich und eine Cola für 5 Euro geben mir ein bisschen Kraft.

Dann zeigt man mir das im Jubiläumsjahr 2000 hingestellte Rifugio. Es ist ein mit etwa 10 Betten, Toilette und Dusche eingerichteter Container. Eigentlich ideal und praktisch. Aber; seit dem Jubiläum nicht mehr benützt, die Wasserleitung während des strengen Winters gefroren und zerborsten, keine Heizung. Schade das man zu solchen Sachen nicht etwas mehr Sorge tragen kann. Eine solch kleine Infrastruktur währe für zukünftige Pilger wie ein 5 Stern Hotel.

Also geht’s weiter nach Acquapendente. 14 Kilometer. Das Wetter weiterhin gut, am späteren Nachmittag wird’s dann wieder ein Bisschen kalt.

Am Horizont erkenne ich dann die kleine Stadt auf einer Anhöhe gelegen. Beim Eindunkeln hält ein Wagen vor mir. Es ist der Patron von der vorherigen Bar und Zuständige des Rifugios mit seiner Frau. Sie fahren mich, nicht ganz Pilgergerecht, zum Kloster der Clarisserinnen.

Heute habe ich 50 Kilometer hinter mich gebracht, und deshalb akzeptiere ich diesen Transport gerne.

Im kleinen Kloster lässt man mich im " Parlatorio " schlafen. Wer hat schon einmal in einem Parlatorio eines Schwestern-Ordens geschlafen? Immer wieder mal etwas Neues, und ,einmalige Erfahrungen auf meiner Pilgerschaft.

Um 1900 Uhr besuche ich die Messe mit anschliessender Prozession ( Fest des Kirchenpatrons), dann leiste ich mir zur Feier und meiner 50 Kilometer ein Filetsteak und eine Flasche Rotwein.

 

 

 

 

17.1.2004

ACQUAPENDENTE     -        MONTEFIASCONE                                                 34km

0700   -    1540                                                regen, sturmböen, grau in  grau, SS , NS , SS                                                                                           

 

Der heutige Morgen beginnt mit Regen. Aber zuerst einmal nur bis ich aus der Ortschaft heraus bin. Es ist aber relativ windig und graue Wolken hängen am Himmel.

In San Lorenzo Nuovo besuche ich die Kirche, aber nur um mich an einem trockenen Ort ein wenig auszuruhen. Beim hinausgehen kommt dann der Pfarrer auf mich zu. Ein kurzes Gespräch, dann bittet er mich einen Augenblick zu warten. Er kommt zurück mit einem  Sankt Antonius Kuchen.

San Antonio Abate, dessen Andenken heute hier gefeiert wird, ist der einzige Tag im Jahr an dem dieser Kuchen hergestellt wird. Ich mache den lieben Mann darauf aufmerksam dass ich erstens kein Platz für einen so grossen Kuchen habe, Durchmesser 35-40cm, und auch auf jedes Gramm Gewicht aufpassen muss. Der gute Pfarrer geht  jedenfalls nicht auf meine Einwände ein und wünscht mir nur einen guten Appetit.

 Ausserhalb der San Lorenzos, in einem kleinen Park auf einem Vorsprung gelegen, geniesse ich dann gleich ein grosses Stück dieses fantastisch schmeckenden Gebäcks. Von hier habe ich nun auch eine einmalige Aussicht auf den südlich von mir gelegenen See von Bolsena. Welch ein Spektakel für mich!

 Seit meiner Fliegerischen Laufbahn kenne ich diesen markanten See aus der Vogelperspektive. Jetzt habe ich ihn vor mir liegend, zum greifen nahe!

 Und das Wetter trägt das seinige dazu bei; tief hängende Wolken, die sich mit hoher Geschwindigkeit von Südwesten nach Nordosten wälzen, das aufgewühlte Wasser, die Bäume die sich im Winde biegen.

Wie ich dann nach etwa einer Stunde am See ankomme, spritzt mir die Gischt entgegen, die Wellen sicher 1 ½ Meter hoch. Dem Ufer in östlicher Richtung folgend fängt es nun auch noch an zu regnen. Ich habe mühe den Regenschirm einigermassen anständig zu halten.

Im medioevalen von einer Burg beherrschten Bolsena  gibt’s dann eine halbstündige Pause.

Besuch der wunderschönen Kirche mit dem Grab der heiligen Christina.

Zwischen San Lorenzo und Bolsena gibt es ein paar " via Francigena " Wegweiser. Sie zeigen jedoch einmal links, dann wieder rechts, so dass ich mich fragen muss, was die Leute, die diese Wegweiser aufgestellt haben, sich wohl dabei gedacht haben?

 Später einmal treffe ich auf einen erfahrenen Pilger aus der Gegend, und er klagt mir sein Leid und seine Erfahrungen. Viel Vandalismus, Gemeindebehörden die mehr an einen Rundgang ihres Bezirkes denken als an Pilger die hunderte von Kilometern hinter sich bringen um nach Rom zu gelangen.

Es regnet immer heftiger wie ich Richtung Süden weiterziehe. Und beim Aufstieg nach Montefiascone komme ich dann zusätzlich noch ins Schwitzen.

Um 1540 Uhr quartiere ich mich dann bei den Benediktinerinnen  ein. 1600 Uhr Messe, dann eine heisse Dusche.

Am Abend dann ein für mich alleine schön gedeckter Tisch. Eine Schwester bringt mir dann zuerst eine Minestrina, anschliessend etwas Gemüse und Käseschnitten, Früchte sind schon auf dem Tisch. Herzlichen Dank liebe Benediktinerinnen!

Vor dem zu Bett gehen studiere ich noch die Karten für die nachfolgenden Tage. Die ewige Stadt rückt näher. Uebernachtungsmöglichkeiten? Vamos a ver!

 

 

18.1.2004

MONTEFIASCONE    -    CURA DI VETRALLA                                                  32km

0700   -   1345                                                                       regen, trocken, regen, gewitter

 

Es ist 0650 Uhr wie ich die schwere Klostertüre hinter mir schliesse.

Bergab, und geradeaus nach Viterbo, die eindrückliche Kulisse mit der mächtigen Kuppel der Kathedrale Montefiascones hinter mir lassend.

Est Est Est

Viterbo ist eine Stadt die mir keinen speziellen Eindruck hinterlässt. Im Dom der noch intakt erhaltene Leichnam der heiligen Rosa von Viterbo.

Einer kleinen Landstrasse folgend erreiche ich gegen 1200 Uhr das kleine Dorf  Tobia. Ich befinde mich am Westhang des Kratersees von Vico. Das heisst der See befindet sich im Krater des über mir liegenden vulkanartigen Berges.

Innerhalb kurzer Zeit ziehen immer dunklere Wolken auf, und dann, bei Tre Croci fängt es  auch schon zu donnern an, und bald leeren sich die ersten Gewitter über meinem Kopf.

Ein Auto neben mir. Der Fahrer offeriert mir , mich zu sich nach Hause mitzunehmen und lädt mich auch zum Mittagessen zusammen mit seiner Familie ein. Sehr nett, ich bitte ihn aber mich im nächsten Ort zu lassen.

Hier in Cura leiste ich mir ein Zimmer  in einem kleinen Hotel, und währendes draussen stürmt, setze ich mich ins Restaurant und leiste mir ein Mittagessen, heute ist ja Sonntag. Dann ein kleines Nickerchen.

Um 1600 Uhr laufe ich dann die 4 Kilometer zurück zu dem Ort wo ich mir erlaubt habe den vierrädrigen Untersatz zu besteigen. So bleibe ich mir keine Kilometer schuldig.

 Es ist inzwischen trocken und es ist ein lustiges Gefühl, so ohne Gepäck durch die Gegend zu laufen.

Während der heiligen Messe um 1800 Uhr gibt es dann gleich eine doppel Taufe.

Ein Stück Pizza und ab in die Heia.

 

 

19.1.2004

CURA DI VETRALLA    -    CAMPAGNANO                                                      34km

0630  -  1530                                                                              SS, NS leicht, regen

 

65 Kilometer zeigt der Stein vor dem Hotel. Mit dem kleinen Umweg über Campagnano wären es dann in etwa 70.

Warum weiss ich auch nicht, aber heute morgen verlasse ich meinen Schlafplatz schon um 0630 Uhr.

Die ersten 1 ½ Kilometer sind denn auch noch von den Strassenlaternen beleuchtet, auch gibt es einen Gehsteig. Dann aber stockfinstere Nacht. Beidseits der Strasse gibt es kein begehbares Strassenbord. Sch….. Viel Verkehr, vor allem schwere Laster. Ich muss extrem aufpassen. Ich hätte erst später losziehen müssen, jetzt aber bin ich hier.

Gegen 0720 Uhr wird’s dann zum Glück hell. Noch gut dass mir gestern jemand gesagt hat dass es die nächsten 30 – 40 Kilometer ein breites Strassenbord gibt. ? !

In Sutri, so gegen 1000 Uhr, genehmige ich mir dann die erste Pause. Weiter nach Monterosi, wo ich dann bei den " vecchi Combatenti " die zweite Rast einlege.

Jetzt wird die Strasse 4 spurig, und einer Autobahn gleich rasen die Autos mit Höchstgeschwindigkeit an mir vorbei. Auch dies eine Erfahrung!

Nach 7 Kilometern verlasse ich dann diese Schnellstrasse und zweige ab nach Campagnano.

Ein heftiger Regenschauer  überschüttet mich noch, einfach so als Willkommensgruss wahrscheinlich.

Don Renzo bringt mich dann mit seinem Fiat Punto von der Pfarrkirche, San Giovanni Battista geweiht , auch meine Pfarrkirche zu Hause hat den gleichen Kirchen-Patron, zum Oratorio.

Da ich gestern schon angerufen habe um mich nach einer Schlafgelegenheit zu erkundigen, ist der Boiler aufgeheitzt, und das Studierzimmer, das heute Abend zu meinem Schreib-Schlaf und Esszimmer wird, schön warm.

Für die letzte Nacht ist es das erste mal dass ich mich schon Tags zuvor für eine Schlafgelegenheit telefonisch erkundige.

Wäsche waschen, duschen , 1700Uhr heilige Messe, zelebrier vom einmaligen Don Renzo.

Nach dem Gottesdienst stellt mich Don Renzo noch der heute Abend Anwesenden Kirchgemeinde vor.

Anschliessend erklärt er mir, dass gegen 2000 Uhr jemand im Oratorio vorbeikommen wird, mit einem Abendessen.

Hier in Don Renzos Pfarrgemeinde wird das Wort Pilger  noch ernst und sinngemäss interpretiert. Grazie caro Don Renzo!

Und wirklich , um 2000 Uhr kommt eine Dame mit ihrem Sohn vorbei. Sie bringen mir ein Risotto Frutti di Mare, die besten Hackplätzchen (Frikadellen) die ich je gegessen habe, Tomaten mit Mozzarella, Früchte und Brot, Mineralwasser. Grazie Campagnano!

 

 

 

20.1.2004

CAMPAGNANO    -    ROMA                                                                                      33km

0700    -    1330                                                                                   SS, Stadt, schön

 

33 Kilometer trennen mich von meinem Ziel, ein Kilometer für jedes Lebensjahr Christi.

Nach einer Stunde erreiche ich meine super Schnellstrasse von Gestern wieder.

Es geht sich eigentlich recht gut, da sich der Verkehr vor allem auf der nach Rom führenden Fahrspur abwickelt. Etwas über eine Stunde und ich habs hinter mir.

Beim Einkaufszentrum LeRughe, erste Vororte Roms,wechsle ich auf die via Cassia. Die ist  streckenweise wiederum recht schmal und ich muss aufpassen.

Zeitweise scheint die Sonne, dann regnet es wieder leicht, so dass ich die ganze Zeit meine Bekleidung den Umständen anpassen muss.

15 Kilometer durch Roms Vororte, dann noch ca.5 Kilometer durch Stadtgebiet. und ich stehe vor dem Petersdom.

Ich setzt mich unter den Säulen, warte, geniesse den Moment, wische die Tränen aus meinem Gesicht.

Bevor ich mich dem Apostel Petrus, und dann dem heiligen Josemaria präsentiere, ist eine heisse Dusche wohl angebracht.

In der unmittelbaren Nähe des Vatikans steht das Hotel der "Barmherzigen Schwestern",Residenza Madre Pie.

Eher sehr teuer, aber sauber und vor allem in unmittelbarer Nähe zum Vatikan. Na ja!

 

Dann gehe ich meine zwei Freunde besuchen, die zwei Gründe weswegen ich ja diese 784 Kilometer hinter mich gebracht habe. 

 

 

 

 

Conclusione: Ganz klar eine einmalige Erfahrung! Total anders als der Jakobsweg. Leider grösstenteils auf Asphalt. Ich wurde fast immer äusserst herzlich aufgenommen, sei es in den Klöstern, sei es in den Pfarreien. (Natürlich war ich alleine. Als Gruppe wahrscheinlich eher schwieriger.)

Die italienischen Autofahrer grösstenteils sehr rücksichtsvoll.

Negative Punkte: Wegmarkierung der Via Francigena mehr oder weniger inexistent, wo vorhanden teils in die falsche Richtung zeigend, nicht einheitlich zwischen den Gemeinden und Provinzen koordiniert,  Wanderwege im Sinne wie in der Schweiz, Frankreich oder Spanien gibt es nicht; Kartenmaterial in kleineren Massstäben schwer oder nicht zu finden, bzw. sehr schlechte Qualität.

Naturstrassen bei Nässe und Regen unbegehbar.

Der Winter ist zum Pilgern in südlicher Hemisphäre relativ gut geeignet, da keine Touristen, kein Ferienverkehr, keine exsesiv hohen Temperaturen.

Gute Auskünfte bei der Association Via Francigena, besonderen Dank an Frau Adelaide Trezzini.