Mein Weg nach Rom Tagebuch einer Romreise 2002

Als Fusspilger habe ich für diese Strecke 49 Tage benötigt, und bin 1.076 Kilometer zu Fuss gelaufen.

Jörg Nietzer, der Pilger aus dem Schwabenland. www.der-wandefreund.de

 

 

Wenn ich als Pilger sieben Wochen unterwegs bin, sind das für mich keine Ferien mehr. Eher Arbeit, fast schon so was wie Pflicht. Immer gibt es etwas zu tun: bis etwa 14 Uhr Wandern, danach eine Unterkunft suchen, duschen, die geschundene Füße pflegen, Kleider waschen und noch Trocknen, für den nächsten Tag, das Vesper einkaufen. Den Ort besichtigen, und ein preislich günstiges Pilgermenü in einer Kneipe suchen. So ist der stereotype Tagesablauf für Pilgerreisende. Fast alle Sehenswürdigkeiten abseits des Weges musste ich aus Zeitmangel, auslassen. Das schöne am laufen ist, dass man sich nur mit dem Weg, beschäftigen muss. Wenn man mit seinen Gedanken zu vertieft durch die Lande geht, verpasst man, wenn einer nicht aufpasst, die wichtigen Wegkreuzungen, auch die in seinem Leben.

Ich hatte keine religiösen Motive, noch erwartete ich auf meine selbstgestellten Fragen eine Antwort. Auch sind mir während der Reise die Apostel Petrus und Paulus nicht unbedingt näher gekommen. Es war mir nur wichtig, auf einem zu Teil unmarkierten Weg, den bereits im Jahr 900 bis 904 der Bischoff von Canterbury ging, allein gesund und ohne Blessur nach Rom, der Stadt meiner träume zu gelangen.

Besonders Danken möchte ich aber Frau Adelaide Trezzini, für Ihren „Vademecum“, danken ohne diesen eigenartig historischen Führer, hätte ich kaum Chancen gehabt, in diesem schönen Land, so problemlos durch zu kommen. Nicht vergessen will ich auch die vielen Helfer, die mir den Weg nach Rom gezeigt haben.

 

Montag 5.August, endlich der ersehnte Tag um meinen Rucksack zu packen. Wie es sich für einen Pilger gehört, alles in Plastiktüten verpacken und ab in den Sack. Erste Gewichtskontrolle, ohne Zelt 20 Kg, das ist absolut zuviel. Liste anschauen und überlegen was kann weg bleiben. Ein Pullover ein Polo und die Jeans fallen weg, mal sehen ob das reicht. Zweiter Wiegeversuch, 17,5 Kg das ist schon besser. Ein Blick in den Kulturbeutel, Zahnpasta und Shampoo, Sonnencreme  muss durch eine Minnitube ersetzt werden. Drittes Wiegen, 15 Kg so jetzt passt es. Bei einer früheren Pilgerreise habe ich gesehen, dass erfahrene Rucksackpacker die Kleidung rollen, so wird ein Knittern vermieden, und bedeutend an Platz eingespart. Als ich dann mein Salewa Minizelt und die selbstaufblasbare Isomatte befestigte, hat mein Rucksack 18 Kg, und ein beträchtliches Ausmaß. Ich frage mich wer soll das bis Rom tragen, nein schleppen. Natürlich ich der Pilger aus dem Schwabenland.

 

Dienstag 6.August, um 4 Uhr werde ich von meinem obligatorischen Reisefieber wach. Das ist der Zeitpunkt wo ich ungenießbar bin. Ich döse noch so vor mich hin, da klingelt der Wecker. Raus aus den Federn, waschen, anziehen und mit Gisela gemeinsam frühstücken, Sie muss zur Arbeit, ich geh Solo auf Pilgerreise, da habe ich doch leichte Probleme aber der Wille zu gehen ist stärker. Gemeinsam schließe ich die Haustüre, Gise geht zum Bus und ich mach mich auf den Weg. Das Wetter an diesem morgen schön, lässt mich zügig voran schreiten. Über das Industriegebiet Donautal gelange ich nach Erbach, bei Oberdischingen gelange ich auf den Oberschwäbischen Teil des Muschelweg. Über Risstissen gelange ich bereits vor 12h nach Obersulmentingen, hier wollte ich ein Bett suchen, dies war mir aber zu früh am Tag, nach einer kurzen Pause ging ich weiter. Der Himmel bewölkte sich zunehmend aber so lange es trocken bleibt, habe ich keine Probleme. Ein paar Kapellen die am Jakobsweg liegen lies ich aus um Zeit einzusparen. So war ich gegen 17 h in Biberach in der Jugendherberge angelangt. Ich war fix und foxi, trotzdem bin ich nach dem Duschen zum Abendessen und Einkauf, in die City zurück. Irgend etwas vergisst man immer, diesmal die Zahnbürste. 4 Wurstscheiben ein Brötchen eine Cola, das ist die Ration für morgen.

38 Km, Gehzeit 9,5 Std.

 

Mittwoch 7.August, In der Nacht regnet es, freundlicherweise erhalte ich von den prima Herbergseltern etwas früher mein Frühstück, Poncho drüber und ab nach Bad Waldsee. In Biberach geht es dann ziemlich steil den Berg hinauf nach Reute, im schweiße meines Angesicht frage ich mich was ich bei dem Sauwetter hier draußen zu Suchen habe. Aber es aber jetzt wieder abwärts,  und sofort ist meine Stimmung wieder o.k. In der ferne taucht  die spätbarocke Wallfahrtskirche von Steinhausen aus dem Regenschleier auf, ich gehe hinein und bete, dass das Wetter besser werden soll. Für den Moment hat mich der Herr erhört, als ich nämlich weiter ging, hörte es auf zu regnen. Über wunderbare oberschwäbiche Landschaften kam ich nach Winterstetten und weiter nach Bad Waldsee, 35km hatte meine ganze Aufmerksamkeit gefordert, denn ich wollte Umwege vermeiden, Bad Waldsee rühmt sich zwar eine Pilgerstadt zu sein, kommt ich aber dort an, muss ich wie jeder andere Tourist  zur Information in das Rathaus, um mir ein Hotel empfehlen zu lassen. Das Kloster Reute  einen Katzensprung entfernt, antwortete mir auf eine entsprechende Anfrage erst gar nicht. Daran erkennt man, dass diese es gar nicht nötig haben, nach Geldeinnahmen zu suchen. Der Staat zahlt ja. Der freundliche Gastwirt vom „Paradies“ gewährte mir einen Sonderpreis, damit wenigstens er einen Pilger beherbergen durfte.

30 Km, Gehzeit 7,5 Std.

 

Donnerstag 8.August, draußen hat der Regen aufgehört. Um 7h gab es ein reichhaltiges Frühstück, schon vor 8h bin ich weiter gegangen. Alles gut ausgeschildert dachte ich, und doch drehte ich im Schlosspark eine Ehrenrunde. Als ich den Berg zur B 30 hinaufstieg, kamen mir leichte Schweißtropfen von der Stirne entgegen. Auf der Brücke schaute ich dem fliesenden Verkehr zu, keiner ahnt wohl was der da oben vor hat. Denen die Richtung Süden fahren gebe ich meine Sehnsucht mit. Über Gwigg und Gambach bin ich dann auf einem sehr schönen Wanderweg nach Weingarten gewandert. Ein toller Ausblick oberhalb der Basilika überraschte mich. Nur schade, dass heute bei dem schönen Wetter nach 20 km der Tag zu ende ging. Zuerst umrundete ich die Basilika, dann ging ich hinein. Zu meiner Überraschung spielte jemand auf der Orgel obwohl fast keine Besucher da waren. Einen vorbeilaufenden Mönch fragte ich, ob sie Pilger für eine Nacht aufnehmen. Ja, ich soll zu Klosterpforte gehen,  gesagt getan. Bruder Niklas zeigte mir die Zelle, in der ich nächtigen konnte. Gleichzeitig lud er mich zum Vespergottesdienst um 17.30h ein. Wahrscheinlich merkte er an meiner Verlegenheit, dass ich nicht katholisch war, denn er fragte mich ob ich wenigstens getauft wäre. Ja das bin ich, so nahm ich als einziger auf einer Bank neben dem Chorgestühl platz. Verstanden habe ich rein gar nichts, da alles auf lateinisch gelesen wurde, aber feierlich war es trotz allem. Nach der Vesper wurde ich zum gemeinsamen Abendbrot eingeladen. Vor lauter Ehrfurcht vergas ich fast das Essen. Die Patres erleichterten mir meine Verlegenheit und so schmeckte es mir dann vorzüglich.

20 Km, Gehzeit 5,0 Std.

 

Freitag 9.August, gut geschlafen, die Glocken wecken mich auf, da es schon nach 6h ist waschen und fertig machen. Im Kloster selbst ist noch Ruhe, so schleiche ich mich die Stufen hinab und ein neuer  Tag als Pilger beginnt. Als nächstes erreiche ich Ravensburg, durch die Stadt, und ab Richtung Markdorf meinem nächsten Etappenziel. Aber so einfach geht das nicht, Baumassnahmen fehlende Markierungen erschweren die Orientierung. Nur gut dass ich hier nicht ganz fremd bin, so find ich auch so den Weg aus der Stadt heraus. Über Oberzell gelange ich durch schön angelegte Waldwege nach Stadtel und danach zum Campingplatz  Wirthshof in Markdorf. Hier schlage ich bei schönem Wetter mein Zelt auf, denn ich muss es ja mal ausprobieren. Als ich verträumt in meinem Schlafsack lag braute sich über dem Bodensee ein Unwetter zusammen, na mir kann nichts passieren, denk ich mir, und als es herein brach war es um mich und mein Zelt geschehen. Jetzt ist alles aus und vorbei, nichts wie raus und in  die Telefonzelle, da war es wenigstens trocken und Hilfe naht auch. Gise kommt und holt mich ab. Zu Hause bin ich noch ganz verdadert, soll das, das Ende meiner Reise sein? 32 Km, Gehzeit 8,0 Std.

 

Samstag 10.August, die Sonne lacht wieder. Gise meine Frau ermutigt mich weiter zu gehen, wenigstens ein neues Zelt könnte ich mir ja anschauen. Wir fahren durch die Gegend beim dritten Händler finde ich das passende, bezahlen und nichts wie ab nach Hause. Erneut packen der alte Pilgergeist hat mich wieder. Gise will mich morgen früh nach Konstanz mit dem Auto fahren, ich nehme dankend an.

 

Sonntag 11.August, in der Nacht begann es wieder zu regnen, nach guter Fahrt  erreiche in Konstanz den 11h Zug nach Weinfelden. Als ich aussteige regnet es noch immer. Ich ziehe meinen Poncho über und setze meine Pilgerreise fort. Die noch anstehenden 20 km bis zum Kloster Fischingen machen mir keine Mühe. Halb und erfrohren aber trocken komme ich gegen 17h im Kloster an. Viel Platz ist da, keine Pilger, und mit 35 Franken für die eine Nacht, nicht gerade billig. In der Wirtschaft zum Sternen bekomme ich einen Wurstsalat und ein Bier zum äußerst günstigen Preis von 17 Franken. Als ich bezahlt habe sagte mir mein Geldbeutel,“ so darf es nicht weitergehen“ das sprengt meinen geplanten Etat von täglich 30 Euro ganz erheblich.

20 Km, Gehzeit 5,0 Std.

 

Montag 12.August, die Nacht verbrachte ich allein im grossen Schlafsaal (28 Betten), keiner grunzt keiner schnarcht, beim ersten Morgenlicht erwache ich, brühe mir einen Kaffee auf und verschwinde  aus dieser Herberge. Am Wegweiser vergewissere ich mich ob ich auch auf dem richtigen Weg bin. Auf der Höhe von Hörnli erfahre ich von einem Bauern, dass das Gasthaus wegen schlecht Wetter geschlossen ist. Ich   muss daher mein Frühstück noch etwas verschieben. Unten im Tal ist die Sonne und in Steeg finde ich auch ein Hotel das Frühstück anbietet, da es bereits  ½ 11 h  ist nichts wie hinein. Die Pause hat mir gut getan. An der Telefonzelle, rufe ich noch Gise, im Geschäft an, und beschreibe ihr meine Glücksgefühle. Immer weiter strebe ich dem Zürichersee zu. Oberhalb von Jona gehe ich eine Abkürzung, die mir aber im nachhinein einen Umweg von 2 Km eingebrockt hat, denn die Jugendherberge ist  am Ortsanfang und nicht am Ende. Fröhlich und innerlich ausgeglichen lasse ich bei einem Viertele den Tag ausklingen.

36 Km, Gehzeit 9,0 Std.

 

Dienstag 13 August, ein schöner Morgen  und ein noch schönerer Blick über den Zürichersee lassen auf einen guten Wandertag schließen. Natürlich muss ein Pilger über den neuen Hurdensteeg gehen, Ich schaue mich um, kein weiterer Pilger ist zu sehen, so wie es aussieht muss ich meinen weg Solo  gehen. Ab Pfäffikon geht es nur noch hinauf. Bei einer Rucksachlast von 18 Kg ganz schön Schweißtreibend der Anstieg, nach 2,5 Std. ereiche ich die „St. Meinrad“ Kapelle, ein kleines Dankgebet und weiter. Am Sihlersee mache ich Pause mein Blick schweift in die Ferne was kommt wohl noch alles auf mich zu. Oben auf den Anhöhe sehe ich auf das Kloster Einsiedeln hinab. Ein gewaltiger Gebäudekomplex und viele Menschen. Im innern der Basilika an der Klosterpforte frage ich nach Unterkunft, der zuständige Pater verweist mich auf ein besonderes Hotel in dem ich Rabat bekäme. Alles hatte ich mir vorgestellt nur so etwas nicht. Ohne mich lange umzusehen verlies ich die Basilika. Auf dem Platz davor sehe ich eine Telefonzelle, ich suche in meinen Unterlagen die Nummer vom Kloster Au und erhalte auf anhieb Quartier. Wäschewaschen, duschen Zeit zur Messe. Eine so schöne Kapelle hatte ich nicht erwartet. Nach der Messe eine warme Mahlzeit. Als ich im Bett lag, sinnierte ich noch ein wenig über meinen religiösen Zustand. Ungläubig bin ich ja nicht, aber wem soll ich folgen. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.

26 Km, Gehzeit7,5 Std.

 

Mittwoch 14.August, strahlender Sonnenschein weckt mich auf, zuerst zur Morgenmesse um 7.30h, Die Klosterschwestern verwöhnen Pater Urban und mich mit einem reichhaltigem Frühstück. Frisch gestärkt gehe ich los. Bis Alpthal durch ein wunderschönes Tal. Dann geht es hinauf in die Berge. Der Kleine und danach der große Mythen stehen vor mir. Im Bergrestaurant Haggenegg , verschnaufe ich und gönne mir eine Suppe. Hierbei lese ich auf der Speisekarte, dass am 16.Juni 1775 Johann Wolfgang von Goethe  ebenfalls hier weilte, um den Ausblich auf die Schweizer Seenplatte  zu genießen. Der Abstieg nach Schwyz war für mich relativ einfach. Nach 2 Std. war ich am Vierwaldstätter See. Das Wasser zog mich schon immer an. So ging ich auf direktem Weg zur Schiffsanlegestelle in Brunnen. Nach einer Tasse Kaffee in einer Hafen Bar fragte ich mich zum Campingplatz durch. Direkt am Wasser, mein zweiter Versuch mit meinem Zelt, die Nacht zu verbringen. 12 Franken für das Minnizelt und 12 Franken für die Person, also 24 Franken die Nacht ,da ist noch eine Olma Bratwurst im Etat zu verkraften. Hier an der Bar sind die Camper unter sich. Bei zwei Bier und einem langen Gespräch  über das Pilgern mit zwei Karlsruher Burschen und dem Platzwart beendete ich bei Einbruch der Dunkelheit den Abend und schlief ausgezeichnet im Zeltli.

26 Km, Gehzeit 7,0 Std.

 

Donnerstag 15.August, Himmelfahrt, Schwanengeschnatter weckt mich auf. Welch ein süsser Anblick. Vater Mutter und die Kinder fressen den frischen Klee vor meinem Zelt. Als sie mich erblicken wackeln sie davon. Der Morgen Tau der in meinem Außenzelt kondensierte, war bis nach dem Frühstück abgetrocknet. Der Platzwart schlug mir vor die Axen Straße bis Flüelen zu gehen, da der Verkehr in Tunnels verschwindet und der Ausblick über den See grandios wäre. Diese Empfehlung war goldrichtig. Oberhalb von Sisikon in den Nähe der Tellplatte waren Tische und Bänke aufgebaut und es roch nach Bratwurst. So frage ich einen Burschen was heute geboten wäre. Himmelfahrt ob ich das nicht wisse. Die Gemeinde spendiert Bratwurst und ein Getränk für alle die sich bis Mittag hier herauf begeben. Es ist aber erst 10h und so bekomme ich von Ihrem Vesper freiwillig etwas ab. Eine unendgeltliche Mahlzeit in der Schweiz, welch ein Wunder. Ich bedanke mich und gehe weiter, immer an der Wand lang, bis kurz vor Flühelen. Im Bergrestaurant zur Tellplatte sitzen lauter vornehme Herrschaften, als ich die Terasse mit der super Aussicht betrete. Wer hat schon so einen großen Rucksack dabei, und stützt sich auch noch auf einem Pilgerstock denken Sie. So habe bedenken ob ich bleiben soll, da weist mir der Kellner einen Tisch zu, und bringt mir mein bestelltes Radler. Etwas verlegen trinke ich aus schultere meinen Rucksack und gehe den Rest bis zum Campingplatz von Flühelen. Heute bei Sonne und idealem Wind ist der Platz übervoll mit Surfern. Die Besitzerin der Anlage weist mir auf ihrem Privatgrund einen Platz für mein Zelt zu, denn einen Pilger will sie nicht abweisen. Den Rest des Tages verbringe ich am Strand, so eine bunte Kulisse sieht man nicht jeden Tag. Gegen Abend ging ich Einkaufen, der Laden im Zentrum hat auch heute trotz Feiertag geöffnet.

20 Km, Gehzeit5,0 Std.

 

Freitag 16.August, wieder gut geschlafen, es muss wohl die viele Frischluft beim campen sein, die mich so gut schlafen lässt. Einpacken, frühstücken und auf leisen Sohlen den Campingplatz verlassen. Bei strahlendem Sonnenschein geht es zuerst den See entlang, danach suche ich die Brücke über die Reuss, ein Fluss der die nächsten Kilometer mich begleiten soll. Auf den linken Dammweg hinunter steigen und immer der Autobahn Richtung Gotthard entlang was bei diesem Verkehrslärm nicht viel Freude macht. Wie so oft im Leben ist auch diese Schikane absehbar. Bei Erstfeld nach einer riesigen Baustelle zum neuen Gotthardtunnel (NEAT), verlasse ich den Dammweg und suche mir auf einer Baumwiese ein schattiges Plätzchen. Zwischen zwei Bäume spanne ich eine Schnur und trockne mein Zelt, denn Wasser wiegt auch was. Nach kaum 30m Minuten war alles trocken. Kaum hatte ich eingepackt stand ein Streifenwagen der Polizei am Wegesrand und fragte ob ich hier zelten wolle. Als ich dies verneine, sagten sie mir, dass dies hier unerwünscht wäre, und fuhren weiter. Irgend einem verantwortungsbewusster Schweizer habe ich diesen Besuch zu verdanken. Was soll`s, der Weg ist das Ziel, und so marschiere ich weiter bis nach Altdorf. Hier will ich bleiben dachte ich mir, jedoch eine 60 Mann Wandergruppe aus Basel hat alle Betten im Ort belegt. Deshalb muss ich noch die 1200 HM bzw.12 Kilometer nach Göschinen hinauf steigen. 3 Stunden und viel Schweiß hat mich das gekostet. Um 17h war ich dann glücklich in Göschinen und was finde ich da? Nur teure Hotel`s im Angebot. So gefrustet, setzte ich mich in die nächste Gartenwirtschaft, und trank eine große Stange Bier. Ein netter Herr setzte sich zu mir und fragte mich nach dem woher bzw. wohin. Als ich meine missliche Lage schilderte lud er mich für 35 SF zum Übernachten in seine Appartement Wohnanlage ein, denn die stehe zur Zeit leer. So einen lieben Menschen hat der Himmel geschickt, ich bezahle sein Bier und gehe gleich, bevor er es sich anders überlegt mit zum Haus. Alles ist leer und aufgeräumt ich fühle mich aber wie zu Hause. Leider muss ich meine Wäsche im Haus zum trocknen Aufhängen, denn es soll niemand wissen, dass ein Logiergast da ist. Am frühen Abend erkundige ich mich nach einem Zug durch den Tunnel nach Airolo, Über den Pass zu gehen schaffe ich mit meinem Rucksackgewicht nur unter Aufbietung all meiner Kräfte. Der Vortag hatte mir meine Grenzen aufgezeigt, und auf die innere Stimme soll man hören

32 Km, Gehzeit 8,5 Std.

 

Samstag 17.August, Mit der Bahn eine halbe Stunde, zu Fuß 2 Tage. In Airolo beginnt ein neuer Streckenabschnitt für mich. Kaum aus dem Zug verstehe ich die Leute nicht mehr. Den Gotthardo die Sprachgrenze von deutsch zu italienisch kennen alle, die Umstellung ist es aber, die mir zu schaffen macht. Immer wenn ich Probleme habe, setze ich mich in die nächste Ecke und versuche es zu lösen. Ein Blick in meinen selbstgeschriebenen Sprachführer (etwa 50 Worte) hilft. So probiere ich meine italianno Kenntnisse aus, indem ich nach dem Weg der „Strada Alta“ frage. Zu meiner eigenen Überraschung versteht mich der junge Mann und weist mir den Weg. In Brugnasco frage ich nach dem Campingplätz, der in meiner Generalkarte 1:200.000 eingezeichnet ist. Den kennt keiner hier oben aber in Faido gibt es ganz bestimmt einen wie mir versichert wird. Da auch heute wieder die Sonne am Himmel steht habe ich noch einen schweißtreibenden Marsch vor mir. Alpine Höhenwege haben es an sich, dass es ständig bergauf/bergab geht. In Quinto ist mein Wasservorrat zu Ende und so beschließe ich nach Faido in das Tal abzusteigen. Auch hier gibt es einen schönen Talweg  die „Strada Bassa“ und so ereiche ich gegen 16 h den Campingplatz von Faido. Der Platz hat auch ein Schwimmbad welch eine Wonne. Bevor ich das Zelt aufbaue, stürze ich mich in das Wasser. Mein Rücken nicht gerade verwöhnt, dankt es mir. Zum Platz gehört auch eine Pizzeria, da ist die Frage was esse ich heute, schon gelöst. „Pizza Margarita“ war meine Wahl.

28 Km, Gehzeit 8,0 Std.

 

Sonntag 18.August, Reifengequitsche von den nahen Autobahn weckt mich auf. Als ich aus meinem Zelt schaue, blenden mich die ersten Sonnenstrahlen, jedoch sehen kann ich nichts. Später, als ich unter der Strasse zum anderen Ufer des Ticino gegangen bin, sah ich die Bescherung. Ein Wohnwagen wollte das Zugfahrzeug überholen und das ist meist mit Totalschaden verbunden. So wie es aussah gab es keine Verletzte. So ging ich zügig meinen Weg weiter, immer der Strada Bassa nach, vorbei an zwei Bohrstellen für den südlichen Einstieg der NEAT. Wenn ich den Stau auf der Autostrada sehe, gibt es für mich keine Zweifel mehr über den Sinn dieser Baumassnahme. In Giornico auf der Piaza bestellt ich mir eine Minestrone, und ein grosses Spezi. Gekräftigt und froh gelaunt setze ich die Wanderung fort. Als Pilger lasse ich keine Kirche die offen ist am Wegesrand aus, je nach Region sind fast alle gleich, jedoch hilft mir die Ruhe und Andacht bei meiner Solo Pilgerreise weiter. Ich hätte nicht gedacht, dass so schwierig wird mit sich selbst einig zu sein. Nach dem um die Mittagszeit, das Thermometer auf 30 Grad klettert, beschließe ich in Biasca ein Zimmer zu suchen. Oberhalb vom Bahnhof ist ein Wasserfall und eine Römerbrücke. Die Kinder nutzen den Ort um in luftiger Höhe zu baden. In Gedanken beneide ich Sie, denn mir bleibt nur eine laue Dusche zu einem sündhaft teuren Preis von 50 SF im Hotel „Pizzeria“ am Bahnhof, und ein Campingplatz ist nicht vor Ort. Das war nun das „Valle Leventina“. Morgen gehe ich auf den „Sentiero Riviera“ und immer begleitet mich der Ticino, mit seinem erfrischendem Wasser.

21 Km, Gehzeit 5,0 Std.

 

Montag 19.August, schlecht geschlafen, da die Gäste bis um 2 Uhr gelärmt haben und der Wirt mitten unter den Krachmacher war. Trotzdem raus aus den Federn, die nächste Etappe nach Belinzona muss angegangen werden, will ich nicht schon heute in Verzug kommen. Zum Glück ist der Himmel leicht bewölkt, so kann ich mein vorgeplantes Tempo lässig einhalten. Gegen 14 h, habe ich mein Ziel den Campingplatz von Belinzona erreicht, und baue gleich mein Zelt auf. Auch hier gibt es einen Pool den ich zu meiner Entspannung auch nutze. Danach bin ich mit dem Stadtbus zur Stadtbesichtigung gefahren. Drei Burgen locken meine Neugier. Zu Einer gehe ich hinauf, und bewundere das Panorama, unten auf der Piaza, herrscht reges treiben. Ich schaue mir noch ein paar Paläste und das Rathaus an, bevor ich mich auf Einkaufstour für den nächsten Tag begebe. Bin ich bisher immer an Belinzona vorbeigefahren muss ich mir eingestehen etwas verpasst zu haben. In der Nacht hat es leicht geregnet, geblitzt und gedonnert. Sorgenvoll blickte ich zu meinem Innen bzw. Außenzelt, aber alles ist dicht. Da hat Gise mir etwas gutes zukommen lassen. Irgend wann bin ich eingeschlafen, und am morgen war alles vorbei. Die Wege waren bereits wieder trocken.

26 Km, Gehzeit 6,5 Std.

 

Dienstag 20.August, schon in aller früh in den Pool, ich weiß als Wanderer soll man die Fußsohlen nicht aufweichen, bevor es los geht. Es war aber zu verlockend noch eine Erfrischungsrunde zu schwimmen. Frau Platzwart zeigte mir noch den Einstieg den ich gehen muss, um nach Locarno zu gelangen. Die Nebenstrasse nach Gudo war schon gut befahren, so ging ich erst mal in eine Bar zum Kaffee trinken. Als ich heraus kam war der Berufsverkehr weg, und ich kam gut vorran. In der Ferne sah ich bereits den Lago Magiore als ich am Straßenrand bei Gordola Mittagspause einlegte. Ein Gewitter zog auf und als es mit regnen begann ging ich im Poncho weiter. Das Gewitter hat sich in die Berge verzogen, Poncho runter denn ich will nicht auffallen. Die Einheimischen schauen wegen so ein paar Regentropfen noch nicht mal zum Himmel. Bald bin ich da, auf Locarno habe ich mich sehr gefreut, denn hier lege ich meinen Ruhetag ein. Meine erste Sorge galt meinen Stiefel, die Absätze waren runter und bedurften einer dringenden Erneuerung. Im Sportgeschäft wurde mir „Mister Mint“ empfohlen, morgen gleich in der früh gehe ich vorbei. Jetzt aber muss ich erst mal den Campingplatz „Delta“ finden. Der Beschilderung nach, muss er außerhalb liegen. Drei Kilometer, dann bin ich da. An der Rezeption wurden mir 54 Euro für zwei Tage abgeknöpft, dafür erhielt ich, direkt am Wasser, einen ebenen Platz zugewiesen. Wie gewohnt stelle ich mein Zelt auf und springe in den Lago. Herrlich warm das Wasser, die Kinder tummeln sich in der Badebucht, und haben wie ich ihren Spaß daran. Es ist 18 h und ich gehe auf die Suche nach etwas Essbaren. Weit laufen brauche ich nicht, denn zum Platz gehört auch ein Restaurante, wie mir mein Nachbar versichert, sogar ein gutes. Nach langer Zeit wieder anstehen mit dem Tablett in der Hand. Ich fühle mich wie vor 6 Jahren in unserer Betriebskantine, als ich dort zum Mittagessen ging. Was wollen Sie, fragte die Dame hinter der Theke und das auf deutsch, welch eine Überraschung. Lasagne mit Parmesan und Salat, und dazu ein Bier, groß oder Klein, natürlich, groß. Da nahm ich mein Tablett und suchte einen Platz, sperrte die Ohren auf, denn ich wollte, wenn es geht, deutsch palavern. Keine Mühe alles spricht deutsch, denn hier in Locarno ist man als deutschsprechender zu Hause.

21 Km, Gehzeit 5,5 Std.

 

Mittwoch 21.August, wieder hat es in der Nacht geregnet. Das Zelt hielt dicht, nach dem üblichen Morgenritual bin ich mit meinen Stiefeln zu „Mister Mint“ gegangen. Bis er fertig, war machte ich bei schönem Wetter einen Stadtbummel. Hierbei sah ich, den Gerüstbauern beim Abbau der riesigen Filmleinwand zu die für die Festspiele über den gesamten Marktplatz gespannt war. Als sie demontiert war entstand ein wunderschöner Platz mitten in Locarno. Auf dem Rückweg zum Campingplatz informierte ich mich am Hafen über die Abfahrt und den Preis für das Tragflügelboot nach Arona. 22 Euro für eine Schiffsreise über den gesamten Lago Maggiore ist das nicht viel, und so entschloss ich mich das Angebot anzunehmen. Den Spätnachmittag verbrachte ich am Strand, denn so schöne Tage sind für einen Pilger nicht alltäglich.

Ruhetag

 

Donnerstag 22.August, um 9.30h legt mein Schiff ab, ich bin pünktlich an der Hafenmole, und bekomme einen Fensterplatz. Drei Stunden dauerte die Überfahrt, vorbei an prächtigen kleinen Inseln die in voller Blumenpracht meine Aufmerksamkeit weckten. Irgendwo auf dem Wasser haben wir die Grenze nach Italien überschritten, als ich in Arona von Bord ging tauschte ich meinen Frankengeldbeutel gegen den Eurobeutel aus. 12.30h Mittag ein nettes Straßencafe lockte mich an, Ein Capuccino und zwei Hörnchen war alles was ich mir genehmigt habe. In mir kam meine Wanderlust auf und der Drang nach Süden zog mich weiter. So ging ich immer der Strasse entlang bis Sesto Calende. Wieder auf den Campingplatz meinen Wunsch vortragen und mein tragbares Haus aufbauen. Inzwischen habe ich 2 Telefonkarten von der Telecom Italia erworben und zu Hause angerufen. Diese täglichen Anrufe stärken mein Seelenheil, denn ich habe nicht geglaubt allein auf dem Weg zu sein. Nicht die mangelnden Sprachekenntnisse sind mein Problem, nein es ist das Alleinsein egal ob bei Tag oder in der Nacht. Die Leute auf dem Platz sind sehr freundlich, und so komme ich zu einem gemeinsamen Abendessen in geselliger Runde.

9 km, Gehzeit 2,0 Std.

 

Freitag 23.August, das Zelt habe ich noch trocken eingepackt, danach setzte leichter Nieselregen ein. Für einen Pellegrino kein Grund, nicht weiter zu gehen. Mein Weg führte mich immer am Ticino entlang. Über mir die Flieger vom nahen Mailänder Flughafen Malpensa, wo sie wohl herkommen, oder wo fliegen sie hin meine. Während ich so hinsinniere werde ich von einer Hundemeute gestellt. Zum Glück habe ich einen kräftigen Pilgerstab und halte sie auf Distanz, bis endlich der Hundehalter erscheint. Die Meute folgt ihm auf`s Wort und verschwindet im nahe gelegenen Hof. Nach ein paar entschuldigenden Worte ging ich total verschreckt weiter. In Vizola Ticino kehrte ich zuerst mal ein, denn auch ein Pilger muss sich aufwärmen, denn heute will die Sonne ihren Dienst versagen. Ein Teller Pasta, und ein Glas heisser Tee, helfen mir wieder auf die Sprünge. Den restlichen Weg bis Turbigo meinem Tagesziel, gehe ich auf der Landstrasse weiter. Die wenigen Autofahrer erkennen mich auf Grund meiner Mütze schon von weitem, und fahren im Bogen um mich herum. Gegen 15h bi ich in Turbigo eingetroffen und fragte mich nach dem einzigen Hotel durch. Leider hat es bis 17h geschlossen und so warte ich auf einer Bank sitzend die Zeit ab. Als hätte ich es geahnt, completto eröffnet mir der freundliche Portier und bedauerte mir nicht helfen zu können. So stand ich wieder unverrichteter Dinge auf der Strasse. Meine missliche Lage hat ein junger Bursche erkannt, und er fragte mich „Problemo?“, da schilderte ich ihm meine Lage. Da bot er mir an, mich mit seinem Auto zum 15 km entfernten Campingplatz von Galliate zu bringen. Diesen Burschen hat mir der Himmel gesandt, und so war ich in Nu dort. Nach dem er kein Geld wollte, habe ich ihm 10 Liter Benzin spendiert, denn damit war er einverstanden.

35km, Gehzeit 9,0 Std.

 

Samstag 24.August, endlich lacht wieder die Sonne am morgendlichen Himmel. Meine Zeltnachbarn zwei Radfahrer aus Manchester laden mich zu Frühstück ein. Ich bin überrascht was die mit einem Kocher alles zu Wege bringen. Rührei mit Schinken Brot und Kaffee, eine Banane für jeden spendiere ich dazu. So gestärkt gehe ich frohgemut weiter. Als ich in San Martino über die Ticinobrücke gehe finde ich keinen Weg, der mich am Fluss weitergehen lies. So gehe ich auf der Strasse weiter, bis nach einer Stunde Abbiategrasso am Horizont auftaucht. Den nächst besten Mann frage ich nach dem Weg. E 1, Europafernwanderweg, kennt er nicht, aber nach Bereguardo muss ich in dieser Richtung immer der Strasse entlang weitergehen. Gesagt getan, in der Ortsmitte frage ich lieber nochmals nach dem Weg. Nicht da lang sondern alles zurück, und dann sinistra (links) geht der Weg. Wem soll mich nun glauben. Meine Generalkarte 1:200.000 ist in Städten zu ungenau, so dass ich einen dritten Versuch wage, und in der Bar neben an mich erkundige. Als auch dieser mir versicherte, dass ich zurück muss, und zeichnete mir eine Skizze. Ich bedanke mich, packte meine Sachen und ging. Hinter dem Ort hat sich die Landschaft verändert. Ich laufe auf einem Damm, und links und rechts der Strasse sind Reisfelder. So was habe ich noch nie gesehen, und weckte meine Neugier. Alles ist genau durchdacht. Dämme, Wasser und riesige Felder prägen die Landschaft, dazwischen Strassen. An Fussgänger, oder Kreaturen wurde nicht gedacht. Sollte es mir nicht so gehen, wie den plattgewalzten Fröschen, musste ich bei Annäherung eines Fahrzeug´s mich bemerkbar machen. Besate ereichte ich gegen 12h und fand auf anhieb eine Bar zum Rasten. Zwei Sandwichs und eine Cola stärkten mich für den Rest der Pilgerstrecke. Da zwischen Brunnen (Jakobsweg) und Pavia (Frankenweg) keine Beziehung besteht, gibt es auch keinen mir bekannten Führer. So wurde ich in Bereguardo in der weise überrascht, dass es im Ort kein Hotel gibt. Sah man mir meine Enttäuschung an? der Wirt in der Centralbar bot mir spontan ein Privatzimmer an, da sein Bruder der es sonst bewohnt in Urlaub sei. Da sagte ich nicht nein, denn der Preis 20 Euro war gnädig.

32 Km, Gehzeit 8,0 Std.

 

Sonntag 25.August, in Italien sind die Bar`s häufig schon um 7 h auf. Da es heute Sonntag ist, wird es etwas später. Draußen auf der Landstrasse herrscht wenig Verkehr. Daher komme ich zügig meinem Ziel Pavia näher. In praller Sonne bin ich gegen halb Zwölf vor den Stadttoren und frage mich nach dem Campingplatz durch. Auf anhieb finde ich den Platz. Der Aufbau ist schon zur rutiene geworden. Mein Nachbar, ein älterer Herr im Wohnwagen, läd mich zu einem Expresso ein, und gibt mir Tip`s wie ich in das Zentrum komme, denn bis da hin sind es doch 4 Kilometer. Der Bus kommt und der Fahrer will mein Geld nicht. So fahre ich ohne Fahrschein weiter. An der Endhaltestelle dann das Maleuer, Kontrolle mit 4 Mann, und ich ohne Bilettt. Verzweifelt schaue ich den Kontrolleur an und sage „Sono Pelegrino, di Campeggio, no Automato“. Da zeigt er erbarmen schickt mich zum Kiosk neben an eine Fahrkarte zu kaufen, und ist damit zufrieden. Ein großer Stein viel mir vom Herzen, so viel Glück, hat eben nur ein Pilger. Pavia selbst, eine große Stadt mit vielen alten Kirchen und Palästen. Hier mündet der inzwischen zum Fluss gewachsene Ticino in den Po. Um 17.30h gehe ich in die Messe denn ich habe das Bedürfnis mit jemand Zwiesprache zu halten, und mich für mein tägliches Glück zu bedanken.

15 Km, Gehzeit 4,0 Std.

 

Montag 26.August. Heute kommt Post aus der Heimat, ich bin deshalb schon sehr früh wach und wie immer bei besonderen Ereignissen leicht nervös. Im Postamt1 beim Bahnhof findet sich der Brief nicht, kein Wunder, denn er ist im zentralen Postamt mitten in der Stadt. Aber ich finde auch dies, und erhalte den ersehnten Brief ausgehändigt. Im nächsten Kaffee öffnete ich ihn, und lese zuerst den Begleitbrief von meiner Frau. Endlich wieder deutsche Worte, deren Inhalt ich verstehe, mir laufen ein paar Tränen die Wange herunter, deren ich mich aber nicht schäme. Der Restinhalt des Briefes, waren Landkarten, denn mit der Po-Ebene beginnt ein neuer Abschnitt. Ab jetzt pilgere ich auf der „Via Francigena“, bis nach Rom. Es ist der Weg den der Bischoff von Canterbury, vor etwa eintausend Jahren gegangen ist. Nur mit dem Unterschied, dass es jetzt Teerstrassen, Autostradas und keine Pfade mehr sind. Mein Führer, der „VADEMECUM“ geschrieben von „Adelaide Trezzini“ soll mir bei dabei behilflich sein. Er weist die Etappen, die Orte am Weg, und deren Entfernung, sowie die Strassen Nr. die zu gehen ist aus. Eine zuverlässige Markierung oder ein Kartenausschnitt ist nicht enthalten. So plane ich anhand meiner Generalkarte den Weg selbst. Inzwischen ist es schon 13Uhr, und ich verlasse Pavia über die schöne Brücke „Ponte Coperto“  Mein heutiges Ziel, Strada Leone ist nur 6 Km entfernt. Mein Schlafplatz ist heute ein kirchliches Hospitz. Eigentlich nehmen sie keine Pilger mehr auf, aber für mich gibt es nochmals eine Ausnahme. Den Rest des Tages verbringe ich mit dem Studium der Landkarte. Ein Gehen, auf der vorgeschlagenen SS 234 ist, wegen dem fehlenden Randstreifen, und dichten Verkehr unmöglich. Da kommt es mir zu gute, dass der Leiter des Hospitz sich in der Gegend auskennt, und mir vorschlägt, auf der Landstrasse über Abuzzano-Genzone-Corteolana zu gehen. Danach soll ich drei Stationen bis Lambrina mit der Bahn fahren, um anschließend auf einem Damm nach „Orio Litta“ zu gelangen.

6 km, Gehzeit 1,5 Std.

 

Dienstag 27.August, heute wird ein heißer Tag. Ich gehe schon zeitig los, und sehe am Ortsende mir von früheren Pilgerreisen bekannte gelbe Pfeile auf der Strasse. Auch war Francigena zu lesen, hier bin ich richtig dachte ich und folge den Pfeilen. Nach ca.3 km endet der Spuk in einem einsam gelegenen Bauernhof. Auf meine Frage wie der Weg weiter geht, werde ich wieder zurück zur Strasse geschickt, denn die Markierung galt nur dem Hof. Also aufpassen heißt die Devise und auf der Strasse bleiben. Die Autofahrer sind wie in den Tagen zuvor vorsichtig, und wenn sie mich erblicken fahren sie im Bogen um mich herum. In Corteolona habe ich Glück und bekomme den Zug ohne lange zu warten. Wieder auf der Strasse, weist eine Tafel auf die Via Francigena. Auf dem Po-Damm entlang bis nach Orio Litta und weiter bis fast nach Piacenza. Ich versuche es noch mal und gehe der Markierung nach. In Orio Lotti herrscht zur Mittagszeit helle Aufregung, la Corso, la Corso zu deutsch ein Fahrradrennen muss gestartet werden, und danach hat man Zeit für mich. Ich lasse mir natürlich dieses Spetakel nicht entgehen und nehme das Angebot an. Vor der Sportbar gibt es Wurst und Käse-Häpchen und einen Becher Rotwein, und das Gratis. Welch ein armer und hungriger Pilger lässt sich das entgehen, uns so Jubele ich mit den anderen mit. Nach der Siegerehrung kommt der Herr Pfarrer mit dem Gemeindehelfer zu mir, und zeigt mir in der Sporthalle meinen Schlafplatz. Allein in so einem großen Saal zu schlafen, macht mich nachdenklich. Ich bin aber nach der heutigen Etappe zu kaputt um an ein weitergehen zu denken. So bedanke ich mich, schließe mich ein, und gehe duschen. Die Fiesta findet ihren Höhepunkt mit einem Feuerwerk, was ich natürlich nicht wissen konnte. So hat es mir einen gehörigen Schreck eingejagt, als gegen 23h die Kracher los gingen. Erst als ich am Himmel bunte Sterne sah, wusste ich was los war, erleichtert drehte ich mich um, und schlief weiter.

35 Km, Gehzeit 9,0 Std.

 

Mittwoch 28.August, in der Nacht wurde ich von einem Heer von Schnaken gepiesackt. Am morgen sah ich dass die Biester durch eine zerbrochene Scheibe ungehindert ein und aus flogen. Ich schnürte mein Bündel und zog weiter. Immer den Po entlang. In „Corte San Andrea“ soll eine Barka mich über den Fluss bringen. Der Fährmann konnte jedoch wegen Hochwasser nicht ablegen, so musste ich die 15 Km bis Guaramiglio meine Dammwanderung fortsetzen, und den Rest bis Piacenza auf der Strasse gehen. Kaum war ich auf der Piazza angelangt öffnete der Himmel seine Schleusen. Als Pilger habe ich das Glück wohl gepachtet, denn im Cafe, lies sich der Regenguss, locker abwarten. Danach suchte ich ein Nachtquartier, mein Führer empfahl mir das “Instituto Colombo“ eine Klosterschule. An der Pforte läuten, ich sage mein Sprüchlein, vom Pilger aus Deutschland auf, in der Hoffnung Einlass zu finden. Wieder habe ich Glück und werde herein gebeten. Dann warte ich 30 Minuten, nach erneuter Rückfrage beim Abt, nochmals 30 Minuten, um danach eine Absage zu erhalten. Es ist schon ärgerlich, weil unnütz Zeit verstrichen ist, aber ändern kann man es nicht. Danach versuche ich es mit einem Hotel, es muss natürlich ein preiswertes sein, aber alles was ich finde ist sehr teuer. So entschlise ich mich, weil es breits dunkel wird, die 60 Euro auszugeben. Die am Mittag geplante Stadtbesichtigung, das Abendessen in einem Ristorante, muss um die Mehrkosten einzusparen ausfallen.

28 Km, Gehzeit 7,0 Std.

 

Donnerstag 29.August

, nächste Station ist Fiorenzuola d`Arda, Es regnet den ganzen Morgen. Die VF ist an der N9 entlang ausgeschildert, was bei dem Verkehrsaufkommen einem Himmelfahrtskommando gleich kommt. Ich suche mir daher einen Weg im Hinterland. Er ist zwar 2-3 Km weiter, aber als Pilger habe ich die Zeit alle mal, Über San Giorgio, Ceretto Laudi komme ich gegen Mittag nach Fiorenzuola. Für mich eines der schönsten Wegabschnitte. Leicht hügelig, ab und zu eine noch gut erhaltene Burg, und in der Ferne der Appenin. Wieder beginnt die Suche nach der Unterkunft. Ich wusste aus meiner Vorbereitung, dass die Po-Ebene für Pilger nicht einfach zu Organisieren ist, aber so habe ich es mir nicht vorgestellt. Das Hotel ist geschlossen, und der Pfarrer nimmt keine Pilger auf. Da stehe ich so auf der Strasse, als ich den Pfiff einer Lokomotive höre. Das war für mich das Signal mit dem Zug in das  nur 15 Km entfernte Parma zu fahren. Vorher noch ein Anruf in der Jugendherberge, ob Platz ist vorhanden ist. Meine Idee war gut, ich hatte für 9 Euro ein Zimmer, ganz für mich allein. So konnte ich quer durch das Zimmer meine Wäscheleine spannen und die nassen Sachen trocknen. Den Rest des Tages verbrachte ich mit der Stadtbesichtigung, wäre ich Tourist müsste ich hier ein paar Tage verweilen.

23 Km, Gehzeit 6,0 Std.

 

Freitag 30.August, in der Nacht klarte es auf, und die ersten Sonnenstrahlen leuchteten mir den Weg aus der Stadt. Die ersten fünf Km, nahm ich den Bus, um die Richtung nach Fornovo zu finden, denn in so großen Städten wie Parma verläuft man sich gern. Drei Stunden bin ich gemütlich durch die Lande gepilgert. Da musste ich noch vor dem Anstieg zum Cisa-Pass, eine Stärkung zu mir nehmen. Ein großer Teller Spagetti soll mir, für die 900 Höhenmeter und 15 Kilometer Strasse, bis nach Cassio die Kraft geben. Völlig ausgelaugt kam ich gegen 16 h im Ostello von Casio an. Mein 18 Kg Rucksack, lies mich manches mal schier verzweifeln, aber nach einem Bittgebet war ich wieder bereit, weiter zu gehen. In dieser Phase hat mir auch die wunderschöne Landschaft das Wandern erleichtert. Müsste ich es aber nochmals tun, würde ich mir das gut überlegen. Hier oben treffe ich auf eine Pilgergruppe aus Israel, auch sie nächtigen im Ostello, da ihr Führer deutsch spricht, habe ich für den Rast des Tages eine Unterhaltung, die mich über mein Alleinsein hinwegtröstet. Leider geht die Gruppe in entgegengesetzter Richtung weiter, so dass ich meinen Erzfeind, das Allein sein, weiter bekämpfen muss.  31 km, Gehzeit 8,0 Std.

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Samstag 31.August. Motoren dröhnen den Pass herauf, alles was 2 Räder besitzt, und jung ist, macht sich auf den Weg, über den „Cisa Pass“ zu rasen. Zum Glück muss ich heute nur wenig auf der Strasse gehen, denn die VF verläuft über Almen und Viehwege. Das ist aber genauso anstrengend wie am Vortag die Strasse. Völlig erschöpft mache ich oberhalb von Berceto Pause. Unten im Tal sehe ich die Autostrada auf der wir immer in den Süden mit dem Auto fahren. Der Cisa-Pass ist so in 2 Stunden bewältigt. Ich als Pilger brauche dazu 4 Tage. Verückt sein, oder was ist es, so etwas zu tun, der Sinn oder Zweck der Fußpilgerreise stellt sich täglich auf das neue. Es ist aber wie mit der Religion. Die Antwort, kann nur ich, für mich geben. So sattle ich wieder mein Wohnzimmer und gehe den Rest bis zum Ostello de Cisa, 2 Kilometer vor der Passhöhe, auf der Strasse hinauf. Den Überlebenskampf mit den Maschinen habe ich gewonnen. Dank meiner Ausrüstung, der leuchtgelben Mütze und dem 2 Meter Pilgerstock, zeigten alle Respekt, vor dem Wandersmann.

18 Km, Gehzeit 6,0 Std

 

Sonntag 01.September, bei schönem Morgenrot bin ich erwacht. Da ich der einzige Schläfer in der Herberge bin, stehe ich gemütlich auf und mache ich mich auf die Socken. Ach wie herrlich ist so ein Morgen. Ich gehe ohne störenden Vehikel schreite ich der Passkupe entgegen. In mir keimt die Hoffnung in der Bar, auf dem Höchsten Punkt des Passes(1.039m), ein Frühstück zu erhalten, da in der Ferne eine Person zu sehen ist. Die Hoffung hat sich nicht erfüllt. Die Person die ich wahrgenommen hatte war der Meßmer der Bergkapelle, und weil heute Sonntag ist findet auch hier eine Messe statt. Mein Ziel liegt jedoch noch in weiter Ferne, und so gehe ich rasch weiter. In Montelungo hole ich dann das versäumte Frühstück nach. So langsam schmerzen mir die Füße, vom ewigen bergab gehen. Inzwischen ist es 10h und das Motoradrennen nimmt wieder seinen Lauf. Als ich im Tal (236m)ankomme ist plötzlich Stau auf der Straße, kein Wunder in Polina ist Patronatsfest mit einem Jahrmarkt. Da ich so etwas nicht alle Tage zu sehen bekomme, stürze ich mich mit meinem übergroßen Rucksack in das Getümmel. Als ich den Marktbesuchern bei jeder Drehung lästig werde, empfehlen sie mir, dieses Ungetüm doch abzulegen. An einem Stand gibt es ein Pilzgericht ich lege de Rucksack ab und Kaufe mir eine Portion von dem herrlich duftenden Pilzgulasch. Allein ohne Aufsicht liegen lassen will ich meinen Rucksack nicht, denn er ist während der Pilgerreise mein gesamtes Hab und Gut. Deshalb verlasse ich den Ort und gehe frohgemut den Rest bis Pontremoli. Im Ort fällt mir eine Broncefigur des Pinoccio auf. Davon will ich ein Foto haben, ich frage den nächst besten Pasanten, ob er uns beide fotografiert. Danach suche ich das „Seminaro Sig.Magnavacca“, meiner im Führer vorgeschlagenen Herberge. Doch wen ich auch frage, das kennt keiner. So gehe ich am Bahnhof zu einem Taxifahrer und frage diesen. Nur 100 Meter weiter das Franziskaner Kloster über der Brücke, steht das was ich gesucht habe. Wieder läute ich an der Pforte und finde auf anhieb Platz, zwar nur zum schlafen, aber was will ich mehr. Um 18h bin ich in die Messe, wenn ich auch von der Messe nicht viel verstand, so geben mir die Minuten der Besinnung Trost und Stärke. Irgendwie habe ich das Gefühl nicht allein zu sein.

23 Km, Gehzeit 6,5 Std.

 

Montag 02.September, im großen Schlafsaal war ich heute Nacht der einzige Schläfer, daher war es mir unverständlich weshalb ich so unruhig geschlafen habe. Jedenfalls bin ich beim ersten Morgenlicht aufgestanden und habe meine sieben Sachen zusammengepackt und bin weiter gegangen. Das noch fehlende Frühstück holte ich an der nächsten Straßenecke nach. Wieder werde ich angesprochen, diesmal von einem Herrn, der 4 Jahre bei Siemens in Bruchsal gearbeitet hatte. So dauerte das Frühstück länger als geplant. Die Unterhaltung hatte für mich den Vorteil, dass ich nichts bezahlen musste. Ich war einfach eingeladen ohne mich dafür revanchieren zu können. Mit einem Danke bin ich dann aus der Bar gegangen und war bei bester Laune. Das Tal wird immer breiter und entwickelt sich zu einer Burgenlandschaft. In Villafranca muss ich wieder auf die Landstraße. Der Verkehr nimmt stetig zu, so dass mein Ziel Aula nicht mehr fern sein kann. Als ich durch eine hässliche Industrieansiedelung gehe, liegt Aula plötzlich vor mir. Wieder ein Blick in meinen Vademecum und ich suche nach dem Pfarrhaus. Dort angekommen läute ich und es öffnet sich im ersten Stock ein Fenster. Als er mich als Pilger erblickte setzte ein Redeschwall ein der mir sagte, ich soll verschwinden. Eine Frau die sich das anhörte sprach mich an, ob sie mir helfen könnte. Ja sie wurde vom Himmel gesandt, zuerst in die Klosterschule, kein Platz, dann in das Rathaus. Ein netter Dottore erklärte mir, ich soll in das „Convent Capucini“, in die Via Biecaca 2 gehen. Die Frau kannte den Weg, und läutete an der Klosterpforte. Die Tür wurde geöffnet und als Pelegrini wurde ich willkommen geheißen. Mit einem Danke verabschiedete ich mich von meiner stillen Helferin und bezog mein Zimmer. Don Giovanne der einzige Mönch, und Pfarrer zugleich lud mich zu Spagetti al Genuese und am Abend zu einer Minestrone ein. Gleichzeitig erzählte er mir die Stadtgeschichte. Aula wurde während der Weltkriege mehrmals zerstört, und besitzt daher keinen so typisch italienischen Stadtkern. Am Abend ging ich mit zur Messe. Es wunderte mich, dass an einem Werktag die Kirche rappel voll ist. Kein Wunder, denn im Anschluss an die Messe, probte der Kirchenchor.

26 Km, Gehzeit 7,0 Std.

 

Dienstag 03.September, heute frühstücke ich gemeinsam mit Don Giovanne, einmal was anderes im sonst so programmmäßigen Tagesablauf eines Pilger. Bei der üblichen Frage wie weit ich heute gehe, meint er das wäre aber eine kurze Etappe bis Sarzana, er sei bei seinen Pilgerreisen immer mindestens 30 Km gelaufen, und so folgte ich seinem Rat bis S.Stefano 5 Km mit dem Bus zu fahren, und dann bis Marina di Massa zu laufen. Die Strasse nach S.Stefano und weiter nach La Spezia ist viel befahren, für einen zu Fuß gehenden Pilger ist da kein Platz. Ich bin daher froh als ich auf die Landstraße nach Marina di Sanzara und weiter nach Marina di Carrara gehen konnte. Als ich dann ganz nah am Meer angelangt war, legte ich am Badestrand meine Sachen ab, und nahm ein Bad. Urlauber die mit mir den Strand teilen sind kaum noch vorhanden, da die Saison bereits vorüber ist. Mein Blick schweift immer wieder zu den Apuanischen Alpen. Mir sticht der Marmorabbau, ins Herz, die Berge sehen aus, als hätten sie Karies in höchstem Grad. Vorbei an den riesigen Marmorblöcken, Bade bzw. Campingplatz Einrichtungen, gelange ich zum Ostello von „Marina di Massa“. Auch hier erhalte ich auf anhieb ein Bett, und so kann ich den Tag in Ruhe ausklingen lassen. Immerhin bin ich jetzt in der Toscana und ein neuer, Abschnitt beginnt. Nicht nur die Landschaft hat sich geändert, auch die Menschen sind anderst, halt einfach nur auf Urlauber eingestellt. Als ich zum Einkaufen und anschließend zum Essen in das Dorf gehe, spüre ich an den Preisen den Unterschied. So gebeutelt wurde meine Pilgerkasse schon lange nicht mehr.

35 Km, Gehzeit 9,0 Std.

 

Mittwoch 04.September, Heute nehme ich wieder Abschied vom Meer, in mir werden Erinnerungen aus Finesterre wach, als ich vor 2 Jahren den Jakobsweg, von Genf gehend, dort beendete. Auch diesmal schweift mein Blick in die Ferne. Wie gerne wäre ich auch mal über den großen Teich geflogen, so wie der Albatros am Horizont. Umdrehen in die Berge schauen und weiter gehen. Immer der Straße nach. Nach Massa in das Stadtzentrum sind es mindestens 5 Kilometer, kurzes einkaufen und über Pietra Santa gelange ich nach Caimore. Die Sonne steht auf Vierzehnuhr, und mein Hunger empfiehlt mir, da in der Pizza Rast zu machen. Lecker die Margarita, so gestärkt gehe ich noch bis Nocci zu einem Dorf in der hügeligen Landschaft, kurz vor Lucca. Gerade die Berge, Burgen und Häuser(Anwesen) sind es die mein Gemüt erfreuen. Ich bin halt doch ein Mensch der Berge und nicht des Meeres. In so einem Dorf findet sich das Pfarrhaus schnell. Leider wird es nur noch an besonderen Tagen, wenn Pfarrer sich findet geöffnet. So miete ich mich gleich neben an in das Alberge ein. Mit einem wunderschönen Sonnenuntergang endet der Tag, der mir so gegensätzliches geboten hatte.

29 Km, Gehzeit 8,0 Std.

 

Donnerstag 05.September, ich gehe auf der Strata Romipetum nach Lucca. Es ist wieder wenig Betrieb auf der Landstraße und so komme ich rasch voran. Die Hügel fast so wie bei uns im Allgäu, nehmen kein Ende. Völlig verschwitzt erreiche ich Piazzano. In der „Cappelina al pellegrino“bete ich still vor mich hin. Die Besinnung auf meine Pilgerreise lässt meine Gedanken nicht nur zum lieben Gott, sondern auch nach Hause zu meiner Familie fliegen. Was muss ich Gise, meiner Frau dankbar sein, dass sie mir diese Reise ermöglichte. In einer Stunde komme ich nach Lucca, viel habe ich schon von der Stadt gelesen und gehört. Als ich dann da war, blieb mir fast die Spucke weg. Keine hässlichen Vororte, ein Panorama wie aus dem Bilderbuch. Durch das Stadttor komme ich in die Stadt, Touristen wälzen sich durch die mittelalterlichen Gassen. Vor der Cattedrale bleibe ich stehen und sehe mich um, kein Pfarrer kein Mönch oder Nonne ist zu sehen, der mir Auskunft über eine Unterkunft geben könnte. So gehe ich in die Touristeninformation und lasse mich beraten. Leider gibt es die im Vadmecum angegebene „Casa del Clero“, eine Pilgerunterkunft nicht mehr, im Ostello wäre aber noch Platz. Am anderen Ende der Stadt finde ich das Haus, das hatte den Vorteil, dass ich so nebenbei die Stadt mit Ihren Türmen, Kirchen, Plätzen besichtigen konnte. Ganz angetan war ich von dem romanischen Amphitheater. Auf der Piazza standen Tische und Bänke, an kulinarischen Angeboten fehlte es nicht, und so entschloss ich mich den Abend hier zu verbringen,

20 Km, Gehzeit 5,5 Std.

 

Freitag 06.September, heute bin ich Tourist, ich fahre mit der Bahn für 3 Tage nach Florenz. Bereits um 9.15h bin ich da, welch ein Gefühl. Gegenüber dem Bahnhof ist die Touristeninformation, hier frage ich nach dem Ostello, eine Anfrage dort und ich hatte für 2 Nächte ein Bett. Der Bus Nr.17 brachte mich in einer halben Stunde zum Ziel. Bett beziehen, Rucksack vertauen und ab zur Stadtbesichtigung. In der Innenstadt traf mich fast der Schlag. In meiner Naivität glaubte ich wohl der einzige hier zu sein, weit gefehlt. Menschen aller Rasen standen herum oder gingen an die selben Plätze wie ich. Über die Brücke der Goldschmiede (Ponte Vecchio) war von Gehen keine Rede mehr, es war nur noch ein Geschiebe. So machte ich einem großen Bogen, um aus der Innenstadt heraus zu kommen. Auf dem Weg zur Herberge sah ich ein nettes Lokal. Hier genoss ich meinen Teller Tagliatelli und das Viertele Chianti, das ich mir für heute genehmigt habe. Als ich wieder in der Herberge mein Zimmer aufsuchte saß mitten im Raum, auf einem Haufen schmutziger Wäsche, ein junger Japaner. Er hatte völlig die Übersicht verloren. In seiner Not versteht er sogar mein Kauderwesch, packt sein Bündel, und geht mit mir zum Wasch und danach in den Trockenraum. Zwei Stunden später spendierte er mir ein Bier, denn er ist über seine getane Arbeit glücklich.

 

Samstag 07.September, am Morgen überrasche ich die Rezeption. Ich will noch heute abreisen, vorzeitig aus Florenz weggehen das ist für sie unbegreiflich. Hätte ich den Touristen Rummel gewollt so hätte ich es einfacher haben können, und wäre mit einer Busgesellschaft auf Pilgerreise gegangen, so wie es heute auf dem Camino in Spanien modern geworden ist. Ich, Jörg der Pilger aus dem Schwabenland, suche den Weg, den Weg der mich ohne Zivilen Komfort, und ohne Ellbogeneinsatz nach vorne bringt. Mit der Bahn fahre ich zurück bis nach Empoli. Hier setze ich nun den Pilgerweg der von Lucca aus kommend in Richtung Siena fort. Wieder reist der Himmel auf, und ein schöner Tag begleitet mich auf den Weg nach Castelfiorentino. Auf der Straße geht es stetig bergauf, oben auf der Höhe sehe ich ein Schild „VF 15Km Castelfiorentino“ ein Blick in meine Karte sagt mir nichts, da der Weg nicht eingezeichnet ist. Mutig wie ich bin entscheide ich mich, dem Schild zu folgen. Ein Wanderweg, durch Hügel und Weinberge erfreut mein Auge. Meine Füße erholen sich auf der Feld und Wiesenweg von den Strapazen, und so bin ich bereits gegen Mittag am Ziel. Das Ostello hat 84 Schlafplätze, aber kein Bett für mich frei. Der Hospitaliero ein netter Mann nimmt sich meiner an, und telefoniert den ganzen Ort ab. In der Pfarrei wir er fündig, und ich darf dort für einen Schlafplatz vorsprechen. In der Schule, im alten Lehrerzimmer finde ich eine Matratze und eine warme, nach allen Seiten spritzende Dusche vor. Für mich gerade das Richtige, denn ich muss mich mal wieder, etwas aufrichten, nicht immer habe ich meine Gefühle unter Kontrolle. In dieser Phase klopft es an die Tür und Hochwürden läd mich zum Kaffee ein. Mein großes Glück ist es, dass er deutsch sprechen kann. Alles was auf meiner Seele lastet lade ich ab, hinterher bin ich ein paar Zentner leichter, und um einige Erfahrungen reicher. Gemeinsam gehen wir in die Messe. Wieder ist die Kirche gut besucht, mit ist es fast peinlich, als ein gesonderter Pilgergruß an mich erging. Nach der Messe, musste ich viele Hände schütteln, denn ein Italiener geht so weite Wege nur mit dem Auto. Ich bin daher für sie etwas besonderes.

21 Km, Gehzeit 5,5 Std.

 

Sonntag 08.September, obwohl ich einen schönen und ausgeglichenen Abend in der Tratoria verbrachte, habe ich schlecht geschlafen. Gegen 6h habe ich mir mein Frühstück zubereitet, meine Sachen im Rucksack verstaut, und das Zimmer ordentlich verlassen. In einer Telefonzelle führte ich ein langes Gespräch mit Zuhause, da mir Gise versichert dass alles in Ordnung ist, kann ich meine Reise unbelastet fortsetzen. Auch heute brauche ich kaum auf Teerstraßen gehen. Oben auf der Höhe von „Gambasi Terme“, hatte ich einen schönen Rundblick, und bin ab hier dem Schild „VF“ gefolgt. Im Wald waren an diesem Morgen die Fasanenjäger unterwegs, so hatte ich das Pech von einem ihrer Hunde als Beute erkannt zu werden. Die Angst die ich bis zu meiner Rettung ausstand, möchte ich hier nicht beschreiben, ich war aber sehr erleichtert als das Biest wieder an der Leine war. So ging ich durch die Lande und erfreute mich an den Trauben, die am Wegerand auf ihre Ernte warteten. Wieder habe ich eine Hügelkette hinter und nur noch wenige Kilometer zu gehen als ich vor dem Abgrund stand. Die Brücke über einen Bach gab es nicht mehr, und eine Furt war nicht zu sehen. So bin ich Bach aufwärts gegangen um an einer schmalen Stelle, das Hindernis zu umgehen. Dies gelang mir aber nur, als ich meine Stiefel auszog und Knie tief durch die Brühe watete. Danach kam ich an einer festlich geschmückten Kapelle vorbei. Die Männer standen rauchend davor, während drinnen in der überfüllten Kapelle, ein Paar getraut wurde. Ich hörte ein weilchen zu, und setzte danach meinen Weg fort. In der Ferne tauchten am Himmel die Türme von San Gimignano auf. In der Sonne spiegelte sich die Blechlawine von unzähligen Autos. Das kann ja heiter werden, dachte ich mir, und steige die letzte Steigung hinauf, gleich nach dem Stadttor links muss ich gegen, um das „Monastero S. Girolamo“ zu finden. Klingeln an der Pforte und eine Franziskanerin öffnet mir die Tür. 25 Euro für die Nacht im Mehrbettzimmer das Frühstück ist im Preis enthalten, eröffnet sie mir. Da ein Hotel noch viel mehr kostet, und der Campingplatz weit außerhalb liegt, nehme ich an, und erledige das übliche Pilgerritual. Frisch geduscht und froh gelaunt gehe ich den berühmten Ort besichtigen, wieder Massen von Menschen, von ruhiger Toscana, kann keine Rede. Schlagartig gegen 18 h ist der Ort leergefegt, und erst jetzt wir es gemütlich, so verbringe ich einen weiteren schönen Abend auf meiner langen Reise.

26 Km, Gehzeit 7,0 Std.

 

Montag 09.September, wieder ist ein herrlicher Tag angebrochen. Als ich aus dem Fenster schaue sehe ich weit in die Toscana hinein. Ich habe mich entschlossen, den „VF“ Wegmarkierungen weiter zu folgen, da ich seit Empoli die besten Erfahrungen mit der Wegführung hatte. Wie schön ist es in der Früh um halb Sieben durch San Gimignano zu gehen, außer Hund und Katz bin nur noch ich unterwegs. Am unteren Stadttor bin ich dann Richtung Campingplatz hinaus geleitet worden, in den Weinbergen hatte ich nochmals einen grandiosen Blick zurück, dann aber ging es nur noch vorwärts. Über die Orte Montauto, Mensanello, ereiche ich am Mittag Abbadia Isola. Leider ist das Convent nur noch Museum. Das auf einem Hügel thronende weithin sichtbare Monteriggioni mit seiner mächtigen Burganlage, kommt für mich nicht in Frage, da das einzige Hotel ausgebucht ist. Ich frage daher auf dem Parkplatz einen Landsmann aus Essen, ob er mich bis Siena mit nehmen könnte. Nein er fahre über Voltera an das Meer, warum er mich dann 5 Km weiter freundlich winkend überholte, steht in den Sternen. So habe ich noch den Rest, das waren immerhin noch 15 Km auf der Landstrasse nach Siena zurückgelegt. An der ersten Haltestelle bin ich in den Bus gestiegen und in das Stadtzentrum gefahren. An der Piazza stand ich erst mal herum und versuchte mich zu orientieren. Aus einer Telefonzelle habe ich das hiesige Ostello angerufen, doch leider ist es restlos ausgebucht. In meinem Führer werden drei Klöster genannt die Pilger aufnehmen, aber wie finde ich diese. Meine Erfahrung verbot mir dort anzurufen, da diese, sehr Misstrauisch sind, und es schätzen einen persönlich zu sehen. Im Seminaro Francesco hatte ich auf anhieb Glück, der Pfarrer in der Kirche anwesend sagte mir ein Bett zu und ging mit mir zum Nebenhaus. Ein Ziviler soll sich meiner annehmen. Kaum war Hochwürden wieder zurück gegangen da eröffnete mir der Herr da, dass kein Platz im Hause frei wäre. Neben an aber im S.Caterina da wäre Platz. Doof glaubte ich Ihm und ging hinüber. Für die Nonnen ist es immer etwas besonderes einen Pelegrini zu begrüßen, so wartete ich und wartete ich bis Frau Oberin kaum um mir zu sagen, dass Männer in Ihrem Haus unerwünscht sind. Inzwischen war es halb Acht und ich stand wieder auf der Straße. Kurz um fuhr ich mit der nächste Bahn zum Ostello, denn die haben das Problem ja öfters, und können einem weiter Helfen. So ging es auch mir. 3 Km zurück außerhalb der Stadt fand ich in einem netten kleinen Hotel für 60 Euro eine Bleibe.

37 Km, Gehzeit 10,0 Std.

 

Dienstag 10.September, als ich im Morgengrauen erwachte schaute ich aus dem Fenster und sah nur Nebel. Mit dem nächsten Bus fuhr ich in die Stadt, denn die sollte ich mir schon anschauen. Da ich vor Jahren bereits einmal hier war, fand ich den Campo auf und die Kathedrale auf Anhieb. Was neu für mich war ist, dass für alles Eintritt verlangt wird. So trinke ich noch einen Caputschino und gehe zum Busparkplatz denn in so großen Städten wie Siena kann man sich gerne verlaufen. So habe ich es mir angewöhnt bis zur Stadtgrenze zu fahren, dann bin ich auf gleich auf dem Richtigen Weg. Auf der S.S 2 der Via Cassia ging ich weiter Richtung Süden. Der Straßenverkehr war nicht so stark wie ich das befürchtet habe, auch sind die vielen Ortsumgehungsstraßen eine Erleichterung, denn auf den alten Zufahrtstraßen war kaum Verkehr. so kam ich rasch vorwärts. In Monteroni d`Arbia

machte ich Mittagspause, danach bei großer Hitze immer auf der S.S 2 bis Ponte d`Arbia. Auf ein billiges Quartier im „Centro Christi“ habe ich verzichtet, in so einer baufälligen Bude will ich nicht nächtigen. Nebenan in der Pizzeria wurde mir für 30 Euro, Halbpension angeboten, da griff ich sofort zu. 26 Km, Gehzeit  6,5 Std.

 

Mittwoch 11.September, das rauschen des Wassers weckte mich auf. Die Sonne stand bereits am Himmel als ich mich zum Abmarsch fertig machte. Weitere Straßenkilometer bis San Quirico d`Orica mussten gelaufen werden. Links und rechts der S.S.2, waren auf den Hügeln Dörfer und Burgen zu bewundern, jedoch alles nur aus der Ferne. In Torrenieri, tankte ich eine Cola und verlies die National-Strasse. Entgegen der Ratschläge, nicht auf der alten Strasse nach S.Quirico d`Orcia zu gehen, ging ich diese doch, und habe es nicht bereut. Die Italiener sind halt Autofreeks, das laufen haben sie nicht erfunden, daher sind so manche Auskünfte mit Fragezeichen zu versehen. Hier im Ort bin ich aber dem Herrn dankbar, der mir die Klingel beim ehemaligen Pfarrhaus zeigte, die mir mein Übernachtungsproblem abnahm. Das ganze alte Pfarrhaus gehörte den Rest des Tages mir. In der Küche verschloss ich sofort wieder die Türe. Ein Schwarm von Mücken fühlte sich von mir gestört, und diese Biester wollte ich nicht auch noch ärgern. Die Pfarrhelferin lud mich als erstes zur heutigen Messe ein, den eine Deutsche Bus-Pilgergesellschaft gestaltet. Nach dem ich zugesagt und bezahlt habe organisierte die liebe Frau meine Quartierfrage, für die nächsten Tage. So erhielt ich von Don Barbie in Ponte a Rigo, und in Acuadente im Suore Clarisse eine Zusage. Es ist halt doch von Vorteil, wenn eine der Ihren am Telefon vorspricht. Als ich nach einer super guten Pizza die Orte meines Führers auf die Karte übertrug, stellt ich fest, dass für morgen eine überlange Etappe ansteht.

20 Km, Gehzeit 5,0 Std.

 

Donnerstag 12.September, in der Nacht hat es im alten Pfarrhaus geknarrt, als bersten die Balken auseinander. An Schlaf war daher kaum zu denken, vielleicht ist es auch die Angst, des Allein im Raum zu sein, die alle Geräusche wahrnimmt, ich bin jedenfalls alles andere als ausgeruht, als ich das Haus bei Nebel verlasse. Zum Glück ist jetzt noch wenig Verkehr, und ich kann zügig voran schreiten. In Galina finde ich einen Kaffeeautomaten an einer Tankstelle, ich werfe 1 Euro in die Maschine ein, und erhalte einen Minibecher Kaffe. In der Zwischenzeit hat die Sonne den Nebel verdrängt und so schwitze ich den Berg hinauf. Oben angelangt, muss ich durch eine, 500 m lange Tunnelröhre gehen, da es keinen Umweg gibt. Auf der anderen Tunnelseite erscheint eine ganz andere Landschaft. Struppige Hügel reihen aneinander, aber ab jetzt geht es wenigstens bergab. Wieder sehe ich am Straßenrand ein Schild „VF“, ich schaue mir den Wegverlauf von oben aus an, und entschließe mich dem Weg zu folgen. In Ponte a Rigo erhalte ich in der Agrargenossenschaft den Schlüssel für die beiden Wohncontainer, von Don Barbie ist nichts zu sehen. Der Verwalter sagt mir, dass es im Ort keine Bar mehr gibt. Wir verabredeten uns auf 20.30h, er will mich im nächsten Dorf (5km) in einer Pizzeria absetzen. Nach einer Stunde komme er wieder, mich abholen. Ich bestelle keine Pizza, sondern einen Teller Ravioli, auf die hatte ich schon lange ein Auge geworfen. Sie schmeckten vorzüglich, und Wirtin war mächtig stolz als ich ihre gutes Essen lobte. Der Verwalter kam pünktlich und fuhr nach Hause, er wohnt ganz in meiner Nähe und so ging ich seiner Einladung mit in sein Haus zu kommen nach. Alles war neu und neugierig wie ich mal bin, schaute ich mich um. Nicht jeden Tag sehe ich ein Italienisches Haus von innen, das hier ist besonders stielvoll eingerichtet. Natürlich werde ich der Nonna, sowie der Mamma und dem Sohn vorgestellt. Sie bieten mir Wein und eine Art Amaretto an. Ich bleibe aber nicht zu lange und gehe leicht beschwippst nach neben an, in meinen Container.

34 Km, Gehzeit 8,5 Std.

 

Freitag 13.September, heute ist ein Tag an dem ich nicht aufstehen sollte, ich bin nämlich abergläubig. Beim Laufen auf der Via Cassia, setze ich mich allerlei Gefahren aus, und das noch heute am Freitag den 13. Mir aber bleibt nichts anderes übrig, als weiter zu gehen, denn der Pilger hat immer sein Endziel vor Augen, egal was kommt. In der Pizzeria erhalte ich mein Frühstück. Wie gestern verabredet bekomme ich Rührei mit Speck. Frau Wirtin, packt mir noch ein Sandwichs ein, damit ich unterwegs nicht verhungere. So liebe Mitmenschen treffe ich auf dem Land des öfteren an, und ich muss wohl im Vatikan eine Sonderschicht für Sie einlegen. Die Wegmarkierung ist nicht mehr vorhanden, und da ich keinen Pfad sehe, muss ich auf der S.S.2 weiter gehen. Auch heute ist sie nicht viel befahren, und so komme ich zügig voran. In der Mittagshitze lege ich mich unter einen Baum und ruhe mich aus. Aber so lange kann ich nicht Rasten, denn Aquapendente liegt oben auf dem Berg  und da muss ich noch hinauf. 1 Stunde dauerte es, bis ich oben bin. Das Suore Clarisse ist nicht schwer zu finden, da es schon von weitem sichtbar ist. Frau Oberin hoch erfreut, wieder mal einen Pilger begrüßen zu dürfen, und bot mir ein Bett im Nebenhaus, jedoch ohne Verpflegung an. Die gibt es aber im Ort, gleich mehrere Lokale sind um die Piazza verstreut, da werde ich sicher das passende Abendessen finden.

15 Km, Gehzeit 4 Std.

 

Samstag 14.September, heute rufe ich schon früh zu Hause an, ich habe mal wieder das Bedürfnis Gise zu hören. Die 5 Euro Telefonkarte reichte gerade aus, um mir das neueste, aus der Heimat mitzuteilen. An und für sich interessiert mich das was zur Zeit in Ulm passiert wenig. Jedoch sind die Worte, die sie mir sagt, sehr bekömmlich, und stellen eine Art Medizin dar. Nur so bin ich in der Lage, meine täglichen Leiden zu überwinden, und das schon seit mehr als 40 Tagen. In San Lorenzo ist Markt, neugierig wie ich bin gehe ich alles anschauen, probiere an diesem, oder jenen Stand die Leckereien die da angeboten werden. Aber ich muss weiter, den Berg hinunter zum Bolsenasee und dies dauert seine Zeit. Unten in See nähe sehe ich wieder „VF“ Schilder und folge ihnen. Nach 3 Km lande ich auf einem Campingplatz, und muss alles wieder zurück, weil der Weg dort endet. Angeblich habe ich das Schild fasch gedeutet, sagt man mir, und so bin ich 6 km umsonst gelaufen. Wieder auf der Strasse schaue ich mir die Sache nochmals an, kann aber nur feststellen, dass das Schild, in die falsche Richtung zeigt. So bleibe ich jetzt auf der viel befahrenen Straße nach Bolsena. Im Exconvento S.M.del Giglio natürlich wieder oben auf dem Berg, finde ich für 30 Euro Unterkunft. Ortsbesichtigung, an der Uferpromenade ein Eis, und danach noch die gut erhaltene Burg anschauen steht auf dem Programm. Dann ist es schon wieder Zeit zur Messe in die Kirche zu gehen. Ich habe vorher nie geglaubt, so oft zur Messe zu gehen. Auf dem Weg, hatte ich jedoch des öfteren das Bedürfnis, dahin zu gehen. Am Ende der Messe fasste mich eine Frau am Ärmel und zog mich mit in die Sakrestei, auf einer Tafel waren Häppchen, und Trinkbares aufgetischt. Die drei Priester die vorher die Messe zelebrierten betraten den Raum und wurden von den Anwesenden mit Beifall begrüßt. Ich kapierte, jedoch den Zusammenhang nicht, und freute mich eben auch. Die selbe Frau die mich hier herein bugsiert hat, bot mir nach dem Hochwürden die Tafel eröffnete, ihre Mitbringsel an. Lecker ist das, und so gab ich meiner Versuchung nach, nochmals zu Kosten, So konnte ich, auf den sonst üblichen Ristorante Besuch verzichten, und in meinen Schlafsack mich zurück ziehen.

26 Km, 7,0 Std.

 

Sonntag 15.September, am anderen Morgen ging ich gut gelaunt auf der Landstraße weiter. Plötzlich hupte ein kleiner Fiat, und genau die Frau vom Vorabend fuhr winkend an mir vorbei. Nach hundert Meter blieb sie stehen, und wartete, bis ich da war. Da reichte sie ein Vesperbrot aus dem Fenster, grinste und fuhr, bevor ich mich bedanken konnte auf und davon. Bei San Antonio kam ich danach an einem englischen Soldatenfriedhof vorbei. Die Anlage hoch über dem See gelegen, macht mich sehr nachdenklich. In Gedanken entschuldige ich mich für unsere Väter bei den Toten. Nun geht die Straße hinauf auf die Höhen von Montefiascone. Wieder bin ich Schweiß nass, als ich von der Sonne gegrillt im Aussichtrestaurant eintreffe und einen Capucino bestelle. Die Aussicht über den südlichen Bolsenasee ist super, und so hole ich mir die Erlaubnis, vom Balkon ein Foto zu schießen vom Wirt ein. Nach dem ich meine Wasserflasche aufgefüllt habe gehe ich weiter. Noch sind es vier Kilometer, bis zur weithin sichtbaren Kathedrale von Montefiascone. Mein Vademecum empfiehlt mir im Monastero Benedictino anzuklopfen, und werde auch hier als Pilger willkommen geheißen. Wieder der übliche Ablauf, waschen trocknen, Bettbeziehen, ausruhen. Danach gehe ich mir die Festung und den Ort anschauen. Nebenbei halte ich Ausschau, nach einem Ristorante, leider gibt es hier erst ab 19.30h, etwas zu essen. Eine missliche Lage, denn ich muss um 20h wieder im Kloster sein, danach wird die Tür abgeschlossen. Ich überzeuge den Wirt, dass halb Acht zu spät für mich ist, und erhalte ausnahmsweise einen Teller Spagetti schon eine Stunde früher. Als ich wieder auf dem Zimmer war, sehe ich, dass die Wäscheleine von der Innenhofterasse in den Raum verlegt wurde. Irgend jemand hat sich da wohl gestört gefühlt. Macht nichts, hauptsache sie ist morgen früh trocken.

18 Km, Gehzeit 5,0 Std.

Montag 16.September, aus meinem Fenster sehe ich die Straße die ich heute gehen muss. Die Via Cassia ist bis Viterbo viel befahren und so muss ich auf meine „Vierrädrige Freunde“ höllisch aufpassen. In der Touristeninformation frage ich nach einem preislich günstigen Zimmer nach. Ein Ostello oder eine kirchliche Einrichtung, die Pilger beherbergt gibt es nicht. Obwohl sich das Mädchen sehr bemühte, finden wir nichts, denn in Viterbo ist Congress. So lasse ich die Stadt ohne Besichtigung hinter mir, und gehe 15 km weiter, bis zum Convent von „San Angelo“. Einsam und Verlassen liegt es auf einer Anhöhe mitten im Wald. Als ich an der Pforte läute, öffnet mir eine Frau. Ich sage mein Spüchlein vom Pelegrino auf dem Weg nach Rom auf, und sie erwiderte „alles completto“. So leicht lasse ich mich da nicht abspeisen, und sage, dass ich für heute reserviert habe, da schaut sie mich ungläubig an und lässt mich eintreten. Später als ich in meiner Kammer war stelle ich fest, dass ich auf dem Flur der einzige Bewohner bin und 11 weitere Zimmer leer stehen. An der Tür klopft es, ich werde zur Messe abgeholt, den Wortgottesdienst hält der Hausherr. Ein Babtistenprediger aus Vetralla. Danach geht es in den Speisesaal, zum Abendessen, an einer langen Tafel sitzen  ca. 30 Personen, die alle mit dem Haus zu tun hatten. Es gibt Pizza in verschiedenen Ausführungen. Links von mir sitzt der Pfarrer von Tre Croci, er hat mich am Morgen auf der Strasse laufen sehen und gehofft mich hier zu treffen. Er spricht gut deutsch und so habe ich mal wieder eine angenehme Unterhaltung.

27 Km, Gehzeit 7,0 Std.

 

Dienstag 17.September, in der Nacht hat es abgekühlt und geregnet. Am Morgen als ich die letzten hundert Kilometer bis Rom angehe, hängen die Wolken sehr tief. Ich gehe weiter durch den Wald und treffe ab und zu einen Pilzsammler. Laut meiner Karte muss irgendwo der Lago di Vico See sein, im Nebel kann ich jedoch nichts erkennen, und habe Mühe auf dem richtigen Weg zu bleiben. So gehe ich vorbei an riesigen Haselnussplantagen über einen Höhenzug nach Ronciglione. Ab hier geht der Weg weiter auf der Hauptstraße, die mich nach Sutri führt. Diese Stadt hat noch viel aus der römischen Zeit zu bieten. So ist das Amphitheater aus Tuffstein gehauen noch fast vollständig erhalten, und die Höhlen dienten als Behausung. Unterkunft fand ich hier im 2 Km außerhalb liegenden Suore Franciscano, 40 Euro für Halbpension sind nicht gerade wenig, aber die Sache Wert. Mit dem Bus bin ich zur Fiesta in den Ort gefahren, das hatten die Schwestern mir empfohlen. Da war was los, die Kinder hatten das reinste Vergnügen, und die Erwachsenen genossen den freien Tag. Gegen 19h fuhr ich wieder zurück, denn ein tolles Essen (Wildschweinhaschee) wartete auf mich, außerdem wird auch hier um 20h abgeschlossen.

18 Km, Gehzeit 5,0 Std.

 

Mittwoch 18.September, völlig ausgeruht kann ich nach dem Frühstück, gegen 8.30h meinen Marsch fortsetzen. Auf der Straße, auf der ich gestern hierher gelaufen bin, muss ich wieder zurück gehen. In Sutri stoße ich auf die Via Cassia. Es gibt extra einen Streifen für Fußgänger, dieser hört aber an der Stadtgrenze auf. Inzwischen ist es wieder warm geworden. Die Sonne brennt mir ins Gesicht. Als ich in Monterosi ankomme ist es schon halb Elf. Auf meiner Generalkarte ist ein Pfad bis Sette Vene eingezeichnet, denn auf der Via Cassia, kann ich wegen dem Vierspurigen Ausbau nicht mehr gehen. Auf anhieb finde ich den Weg, er endet jedoch nach ca.4 Kilometer im nichts. Ich frage daher an einer Baustelle einen Arbeiter nach dem weiteren Wegverlauf. Er ist Pole und kann nicht sicher sagen wie es weitergeht, aber wenn ich Querfeldein 500 m gehe, stoße ich auf eine Staubstrasse die in Richtung Sette Vene verläuft. Ich mache mich auf die Suche, und finde auch den Weg. Nach ca. einer Stunde treffe ich auf einen Bauer, der sagt alles falsch, ich muss auf der Staubstraße, in die andere Richtung gehen. Gesagt getan, nur komme ich nach 3 Kilometer wieder auf die Schnellstraße, und habe keine andere Wahl, als auf ihr bis Sette Vene, die letzten 3 Kilometer zu gehen. In der Raststätte erhole ich mich von meinen Strapazen und nehme mir vor, nie mehr einem Italiener etwas zu glauben. Die denken nur, wie komme ich am schnellsten von A nach B mit dem Auto. Auf der Landstraße gehe ich den Rest, vorbei an einer Automobilrennstrecke nach Campagnano. Hier werde ich vom Pfarrer Don Renzi begrüßt, den Kontakt hat mir die Schwester aus Sutri vermittelt. In der Bibliothek im Gemeindezentrum wird mir eine Matratze zum Schlafen angeboten. Gegen 20h will mich Don Renzi zum Essen abholen, leider kommt nur ein Mann vom Partiservice und bringt mir Essen. Zu meiner Überraschung taucht dann doch noch Don Renzi auf. Er war dienstlich verhindert, und wollte es sich nicht nehmen lassen mit mir über meine Erlebnisse zu plaudern, und dabei eine Flasche Wein zu trinken. Bilder an der Wand zeigen, dass er viel mit Jugendgruppen auf Wallfahrt ist. In der Nacht gegen 2 Uhr versuchten 3 Yankies in das Haus einzubrechen. Zum Glück hatte ich vorgesorgt und so schafften sie es nicht in das Haus zu gelangen. Laut fluchend sind sie dann wieder verschwunden. Da war es mit dem Schlafen vorbei, denn mit son was habe ich nicht gerechnet.

24 Km, Gehzeit 6,0 Stunden.

 

Donnerstag 19.September, heute habe ich meine letzte Etappe, über Formello komme ich auf der Landstraße nach La Sorta. Hier im Convento muss ich 3 Nächte bleiben, denn in Rom bekomme ich, laut telefonischer Auskunft vom Pilgerbüro, erst ab Sonntag ein Bett(ein Vietnamese wurde zum Kardinal ernannt). Ist nicht tragisch, denn nach Rom kann ich in 30 Minuten mit der S-Bahn fahren, und mir die Stadt vorab ansehen. Die Dillinger Schwestern die das Haus bisher bewohnt hatten sind abgezogen. Die Anlage wird als religiöses Zentrum weiter benutzt. Ich fühle mich hinter den Klostermauern sicher, obwohl es kein Essen gibt, genieße ich die Ruhe und den restlichen Tag

22 Km, Gehzeit 5,5,Std.

 

Freitag 20.September, mit der ersten S-Bahn fahre ich nach Rom. Ich bin aufgeregt, mein Puls ist auf 180 als ich an der Haltestelle San Pietro aussteige. Zu Fuß gehe ich in Richtung Vatikan, denn der Petersdom ist nicht mehr weit. Im Pilgerbüro angelangt, werde ich, nach dem ich mich vorgestellt habe, freudig begrüßt. Nicht jeden Tag findet sich hier ein Fußpilger aus dem fernen Deutschland ein. Mit großem Interesse wird mein Pilgerpass studiert, und Stempel für Stempel wir meine Reise nachvollzogen. Als alles begutachtet ist, erhalte ich nach einem Telefongespräch einen Termin im Vatikan bei Don Brunno, Vercessi. Morgen früh um 9h, soll ich an der Pforte zum Vatikan sein, und mich bei ihm melden. Den Rest des Tages verbrachte ich mit der Stadtbesichtigung. Es gibt so viel zu sehen, und ich bin fertig, als ich am Abend wieder im ruhigen La Sorta eintreffe.

 

Samstag 21.September, heute gehe ich in den Vatikan, ganz früh gehe ich los, um ja nicht den Termin zu verpassen. Ich bin zwar nicht katholisch, dafür aber um so neugieriger, was da auf mich zu kommt. Pünktlich stehe ich vor der Schweizer Garde und bitte um Einlass. Diese verweist mich in die Baracke zur vatikanischen Polizei, von da werde ich zur Pforte geleitet. Hier gebe ich meinen Personalausweis ab und muss ein Formular ausfüllen. Don Brunno bestätigt dem Portier, dass ich bei ihm einen Termin habe, und so erhalte ich den Passierschein zum Einlass, in die hl.Gebäude. Oben auf dem Flur werde ich vom Sekretär abgefangen und in das Büro geleitet. Ein netter älterer Pfarrer begrüßt mich und stellt sich als Don Brunno vor. Wir setzen uns an den Besuchertisch und er spricht mit mir in perfektem deutsch über meine Pilgerreise. Als ich auf Pavia dem Beginn der Via Francigene, komme, sagte er mir dass er dort geboren und aufgewachsen sei. Auch wollte er von mir genau wissen wie es mir bei den einzelnen Stationen ergangen sei. Im Gespräch sagte ich ihm, dass ich aus der ev. Kirche ausgetreten sei. Das wäre nicht schlimm meine er, zu irgend einer Zeit werde ich wieder zu der Kirche zurück finden, mir viel da ein ganz großer Klotz vom Bein, denn dass Ich soviel von dieser Kirche erhalte, habe ich nicht erwartet. Der Sekretär brachte das in Gold gebundene Gästebuch. Seit dem Hl.Jahr 2000, bin ich der 56 Fußpilger der sich da eintragen darf. Danach geht Don Brunno mit mir in die Katakomben unter dem Petersdom, in einer Kapelle, angeblich ganz nah am Grab von Petrus, lesen wir jeder eine Seite aus der Hl.Schrift. Danach beten wir das Gebet, das alle christliche Kirchen miteinander verbindet. Mit einer Minute der Besinnung beendet Don Brunno die Zermonie. Ich erhalte das Testimonium (Pergament) das mich als Rom Pilger ausweißt. Nach einem Rundgang durch den Petersdom endet die Zermonie. Beglückt und im Herzen voll Freude stehe ich auf dem Petersplatz und kann kaum fassen was ich in den Zwei Stunden erlebt habe.

 

Sonntag 22.September, die letzten Kilometer gehe ich auf der Via Trionfale zu Fuß nach Rom. Ich hole das nach was mir noch fehlt. Da es Sonntag ist, herrscht wenig Verkehr und so bin ich bis Mittag in Rom. Als ich verschwitzt mit meinem schweren Rucksack und Pilgerstab in der Hand auf den Petersplatz komme, werde ich von den Touristen angesehen, als käme ich vom Mond. Der moderne Pilger fährt mit dem Bus und trägt statt einem Rucksack einen Koffer. Da will ich nicht bleiben und fahre mit der Metro in mein Quartier im „Foyer Phat Diem Metro“. Es ist ein Schwesternhaus geleitet von Vietnamesinnen, nicht weit vom Vatikan entfernt. Den Rest des Tages verbringe ich mit einer weiteren Stadtbesichtigung. Hier gibt es so viel zu bestaunen, dass mir am Abend der Schädel brummt.

21 km, Gehzeit 5,5 Std.

 

Montag 23.September, der Weg ist zu Ende, obwohl ich bis Donnerstag hier im Haus reserviert habe reift in mir der Entschluss, am Dienstag nach Hause zu fahren. Gise ist sehr überrascht, als ich sie mitten in der Nacht anrief, um ihr meinen Entschluss mitzuteilen. Da helfen die besten Worte nichts, wenn einem die Sehnsucht nach zu Hause überkommt, hält einen nichts mehr. Ich weiß schon jetzt, dass ich diesen Entschluss noch bereuen werde, aber mich hält hier nichts mehr.

 

Dienstag 24.September, pünktlich stehe ich am Bahnsteig, als der „Michel Angelo“ zur Abfahrt bereitgestellt wird. In 12 Stunden bin ich wieder an meinem Ausgangspunkt in Ulm, so schnell vergeht, wen man die Technik nutzt, die Zeit.