Qua via vis procedere?

VIA ROMEA - VIA SANCTI PETRI - VIA SPLUGA - STRADA REGINA - VIA FRANCIGENA - VIA CASSIA

Pilgerweg zum
Grab des hl. Richard in Lucca
und zu den
Gräbern der Apostelfürsten in Rom


Zeit: 2. bis 20. August 2002
Strecke:
Lindau im Bodensee (D) bis Lucca (I), ca. 620 km Fußweg
compagnons de route:
Christa Meier, Michael und Benedikt Kneißl

ITINERARIUM
1993: KASTL - Neumarkt - Eichstätt - Donauwörth - ULM - Freiburg - Taizé - Cluny
2000: ULM - Ravensburg - BODENSEE
- St. Gallen - Einsiedeln - Flüeli - Genf 
2002: LINDAU - Bregenz - Feldkirch - Chur - Thusis - Andeer - Splügenpass - Chiavenna - Como - Milano - Pavia - Piacenza - Fidenza - Fornovo - Berceto - Passo della Cisa - Pontremoli - Luni - Massa - Camaiore - LUCCA
2003: LUCCA - S. Miniato - S. Gimignano - Monteriggioni - Siena - Buonconvento - Acquapendente - Bolsena - Montefiascone - Viterbo - Sutri - Monte Mario - ROMA

Mit der Bahn bis Lindau und dann "per pedes apostolorum" auf den uralten Nord-Süd-Trassen. Teilweise auf Pfaden, die 720 schon "unser" Eichstätter Bistumsgründer St. Willibald unter die Füße genommen hatte - zusammen mit seinem Vater Richard, der dann in der Toskana von den Strapazen erschöpft das Zeitliche gesegnet hatte: In der Kirche San Frediano in Lucca wird bis heute seine letzte Ruhestätte geehrt.

dt. Pilgerbericht von 1471

- Wir sind am 2. August in Lindau (Bodensee) aufgebrochen, haben den Bodensee umrundet (Bregenz, Abtei Mehrerau) und sind bis Koblach gewandert. Damit folgten wir der alten Via Spluga von Ravensburg nach Mailand.
- Von dort dem Rhein entlang und dann zur alten Bischofsstadt Feldkirch. Danach nach Liechtenstein und Übernachtung im Kloster der "Anbeterinnen des kostbaren Blutes" in Schaan.
- Am Morgen bei Vaduz wieder an das Rheinufer zurück und diesem bis Landquart entlang. Von dort durch Felder und kleine Dörfer bis Chur, das wir am späten Nachmittag besichtigten.
- Auf wunderbaren Wegen weiter, bis wir am Mittag in Thusis eintrafen. Am Nachmittag ohne Gepäck mit dem Bus in die Viamala - ein erholsamer Tag.
- Von Thusis durch die Viamala, in Zillis Besichtigung der einmaligen Kirchendecke, durch den Kurort Andeer und die Roflaschlucht nach Splügen - an diesem Tag schöne Wege, aber viel geteert.
- Bei herrlichem Wetter am nächsten Tag über die alten Pfade hinauf auf den Splügenpass und dann durch die Cardinello-Schlucht nach Isola = der interessanteste Streckenabschnitt, den ich jemals zu Fuss zurückgelegt habe!
Weiter von Isola bis Chiavenna; bedauerlicherweise sind die Kartenskizzen, die im Buch ViaSpluga enthalten sind, kaum für einen Weitwanderer brauchbar. Es ist nicht abzuschätzen, wo der Weg tatsächlich verläuft und folglich auch nicht, ob er ständig auf und ab führt (das habe ich sehr bedauert!)
- Von Chiavenna der Via Spluga folgend (Samolaco) nach S. Fedelino - dann der große Schreck: der Weg führt lediglich zu einer Bootsanlegestelle, die aber nur am Wochenende bedient wird. Also von S. Fedelino über die Geröllhalde nach oben - eigentlich ein wunderschöner Weg, der für uns aber etwas schwierig war, da wir nicht damit gerechnet haben, für diesen Abschnitt so lange zu benötigen; folglich hatten wir eigentlich zu wenig Wasser dabei. An diesem Tag gingen wir noch bis Gera Lario.
- Da wir nicht abschätzen konnten, wie die Strada Regina tatsächlich verläuft, entschlossen wir uns mit dem Schiff von Gravedone nach Como zu fahren. Dort Besichtigung und Pause, dann noch hinaus nach Cantú, um die Strecke nach Mailand am kommenden Tag kürzen zu halten.
- Von Cantú fast durchgehend auf kleinen geteerten Nebenstraßen und am Ende auf der großen Straße nach Mailand.
- Sonntag - "Erholungstag", um Mailand eingehend zu besichtigen;
- Von Mailand aus auf einem super Weg dem alten Kanal entlang nach Süden, Pause in Binasco. Kleinen Umweg über die Certosa di Pavia, leider dort am Montag geschlossen. Weiter nach Pavia - eine sehr interessante Stadt mit Flair und vielen Sehenswürdigkeiten. In Pavia "betraten" wir gleichsam die Via Francigena.
- Von dort zum Großteil auf kleinen Wegen nach Piacenza. Ich war erstaunt, dass auch in der Poebene sehr brauchbare Feldwege ohne Teer zu finden sind. Es war die Etappe etwas zu lang gewählt, aber im August ist es in Italien ein ernsthaftes Problem eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden.
- Als nächstes Ziel hatten wir Fidenza gewählt. Dorthin waren die Wege noch ordentlicher als am Vortag.
- Nach Fidenza: wir waren von der Höhe der Bergrücken überrascht und haben kräftig geschwitzt. Es waren aber herrliche Ausblicke. Wir überquerten am Nachmittag die große Brücke über den Taro und wurden von Pfarrer in Fornovo freundlich in seinem Refugio aufgenommen, das die Pfarrei für das Jubiläumsjahr 2000 geschaffen hatte.
- Glücklicherweise hatte uns Dr. Marcarini aus Mailand die Karten für den Cisa-Pass kopiert - so war die Strecke nach Berceto kein Problem. Wir merkten sehr deutlich, wie angenehm es ist, wenn ein Weg deutlich markiert. So etwas tut gut, wenn man nicht immer auf der Karte nachsehen muss und wenn man sicher sein kann, dass der auf der Karte eingezeichnete Weg auch tatsächlich existiert - einfach einmalig!
- Von Berceto aus hatten wir für diesen Tag uns viel vorgenommen: über den Pass hinunter nach Pontremoli und noch weiter bis Aula. Viele schöne Ausblicke, aber leider etwas viel geteerte Straßen. Es wären natürlich sehr wünschenswert, wenn der Weg, der in der Provinz Parma so vorbildlich
ausgebaut und signalisiert ist, so weitergehen würde - ist aber leider nicht der Fall; ein Jammer!!!
- Von Aula aus folgten wir im Morgengrauen zuerst der großen Straße bis S. Stefano. Von dort ab auf kleinen Wegen über Luni und Sarzana an die Küste und an den Strand bei Marina di Massa. Nach einem erfrischenden Bad im Meer, einem Großeinkauf und Picknick, übernachteten wir im Garten einer Pfarrei.
- Auf schönen, zum Teil sogar markierten Wegen nach Camaiore. Von dort auf guten Wegen über den Bergrücken ohne allzu oft auf der Straße gehen zu müssen. Nach der Höhe mussten wir leider der Straße bis hinein nach Lucca folgen, da uns die Karte keine vernünftige Alternative aufzeigte. Zu meinem großen Bedauern musste ich aber sehen, dass über einen Großteil der Strecke parallel zur Straße ein alter Weg verlief, der ideal und wunderschön gewesen wäre, leider aber nicht mehr begehbar ist; da wandert dann der Blick des öfteren sehnsuchtsvoll in diese Richtung, aber es hat leider wenig Sinn, sich dort voranzuquälen. Am Abend, gegen 7 Uhr, Ankunft in Lucca - unser Ziel für dieses Jahr! Wir blieben 2 Tage in Lucca und fuhren dann wieder mit dem Zug zurück.

Insgesamt muss ich sagen, dass es sehr schade ist, dass die Via Francigena eigentlich nur für Autotouristen wieder erschlossen wurde; wir haben sehr viele (oftmals auch unsinnige) Tafeln gesehen. Es wäre zu wünschen, dass man erkennt, dass so ein Weg erst durch einen brauchbaren Fußweg wieder lebendig wird. Denn der beste Weg ein Land kennen zu lernen ist zu Fuß! Ein ausgezeichnetes Beispiel ist die herausragende Leistung im Bereich der Provinz Parma.
        Benedikt